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Sibirien, wie man es sich wohl im Winter vorstellt |
Nun ist nach den interessanten Tagen rund um den Jahreswechsel und die DSD II-Prüfungen Ruhe in Krasnojarsk eingekehrt und man möchte meinen, wozu zur "Feder greifen", wenn doch der Alltagstrott von Arbeiten, Essen, Schlafen den Tag bestimmt? So ähnlich könnte ich auch fast meine Tage beschreiben, aber eben nur fast, denn im fernen Ausland bringt jeder noch so langweilige Tag neue Eindrücke, die man nur festhalten muss.
Jetzt nach der ersten großen Nagelprobe mit den Prüfungen glaube ich, auch langsam auf der Arbeit anzukommen, vieles deutlich besser zu verstehen. Aber dennoch gibt es immer wieder Überraschungen, die ich nicht oder nur sehr schwer einschätzen kann. Da frage ich mich dann oft, wie bringen die Leute hier es fertig, dass der Laden so gut läuft? Ja, diese Schule hat eine Ordnung, deren Umrisse mir aber zumeist verborgen bleiben - wo ich mir immer denke, in Deutschland endete das doch im Chaos und letztlich im Zusammenbruch.
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Schneeverwehungen auf meinem Balkon |
Das Gleiche gilt für den Straßenverkehr, der in Deutschland bei diesen Wetterverhältnissen schon vor Wochen zum Erliegen gekommen wäre. Ganz anders hier: Der Straßenverkehr läuft genauso, wie im Sommer! Schon seit Tagen haben wir hier Schneetreiben und ein relativ scharfer Südwind macht jetzt bei etwa -20°C jeden Gang ins Freie zu einer kleinen Herausforderung. Diese Wetterverhältnisse bringen es mit sich, dass sich immer höhere Schneeberge auftürmen, die aber - meist über Nacht - verschwinden. Da kommen dann ganze Kolonnen von Schneeräumfahrzeugen und transportieren den Schnee ab. Vornweg fährt meist eine Planierraupe, gefolgt von einer Schneefräse, die nicht nur den festgefahrenen Schnee abträgt, sondern diesen auch gleich über ein Förderband auf den dahinter fahrenden LKW befördert.
Auch die extra für Sibirien nachgerüsteten Busse fahren allesamt bei Temperaturen, wo die deutschen Busse nur noch ein mitleidiges Summen von sich geben würden. Und genau solch einen deutschen Bus habe ich heute auf der Fahrt zum "Предмостная площадь" bestiegen. Allerdings war dieser Bus ein besonderes Exemplar. Was war es doch ein schöner Gruß aus der guten alten Heimat, als ich an der Rückwand des Busses einen Stadtplan von Helmstedt, also fast bei mir um die Ecke, sah. So verging die Zeit des Wartens im täglichen Stau mit dem Studium dieses Stadtplans wie im Fluge und ich verpasste fast meine Haltestelle.
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Was habe ich gesagt? Der Verkehr läuft normal
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Während die Leute, dick eingehüllt in ihre Pelzmäntel, mit den warmen Stiefeln durch den Schnee schlurften, schenkte ich dem überraschten Busfahrer noch einen netten Gruß hinterher und ging dann auch meiner Wege durch's Schneetreiben zum Einkaufen.
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