Menschgemachte Schmiedekunst wird hier durch die Natur durch den Schwarz-Weiß-Kontrast noch veredelt. |
Sonntag, 29. Januar 2012
Солнечный свет и -30 градусов
В. А. Моцарт: Свадьба Фигаро
Winterlandschaft vor dem Theater |
Diliara von der kalten Wintersonne beschienen |
Den Theatervorhang durfte ich noch photographieren |
Ein eisiges "Riesen"Rad vor dem Theater |
Herr Jasser nannte es kitschig - aber es bringt doch Licht und Farbe! |
In den Bussen ist die Ansage der einzelnen Haltestellen mittlerweile zu einer Notwendigkeit für mich geworden, denn durch die von innen zugefrorenen Fensterscheiben kann man nicht mehr sehen, wo man sich gerade befindet. Und so kam ich dann gegen 22:30 Uhr zuhause an, innerlich gut gewärmt durch die Kunst, äußerlich ein wenig durchgefroren durch "крещенские морозы".
Donnerstag, 26. Januar 2012
Ничего нового на востоке
Sibirien, wie man es sich wohl im Winter vorstellt |
Jetzt nach der ersten großen Nagelprobe mit den Prüfungen glaube ich, auch langsam auf der Arbeit anzukommen, vieles deutlich besser zu verstehen. Aber dennoch gibt es immer wieder Überraschungen, die ich nicht oder nur sehr schwer einschätzen kann. Da frage ich mich dann oft, wie bringen die Leute hier es fertig, dass der Laden so gut läuft? Ja, diese Schule hat eine Ordnung, deren Umrisse mir aber zumeist verborgen bleiben - wo ich mir immer denke, in Deutschland endete das doch im Chaos und letztlich im Zusammenbruch.
Schneeverwehungen auf meinem Balkon |
Auch die extra für Sibirien nachgerüsteten Busse fahren allesamt bei Temperaturen, wo die deutschen Busse nur noch ein mitleidiges Summen von sich geben würden. Und genau solch einen deutschen Bus habe ich heute auf der Fahrt zum "Предмостная площадь" bestiegen. Allerdings war dieser Bus ein besonderes Exemplar. Was war es doch ein schöner Gruß aus der guten alten Heimat, als ich an der Rückwand des Busses einen Stadtplan von Helmstedt, also fast bei mir um die Ecke, sah. So verging die Zeit des Wartens im täglichen Stau mit dem Studium dieses Stadtplans wie im Fluge und ich verpasste fast meine Haltestelle.
Was habe ich gesagt? Der Verkehr läuft normal |
Freitag, 20. Januar 2012
Наши ученицы по-немецкому языку
Mir ist heute noch etwas passiert, was mich wirklich fasziniert hat.
In unserer Schule wird Deutsch als erste Fremdsprache ab der 2. Klasse unterrichtet, so dass es schon mal vorkommt, dass mich so ein kleiner Stift auf dem Gang mit "Gutten Tagg!" begrüßt. Dabei ist mir ein kleines Mädchen - wie ich jetzt weiß, heißt sie Ira und geht in die 4. Klasse - durch ihre besonders offene, strahlende Art bei diesen Worten aufgefallen. Es ist mehr als offensichtlich, dass das Kind großen Spaß an der deutschen Sprache hat und sicher auch noch Großes leisten wird. Heute nun kam ich rein zufällig in einen Raum, in dem die kleine Ira zusätzlich Deutsch lernte. Durch ihr einladendes Lächeln "reizte" sie mich geradezu, mit ihr zu sprechen. Also fragte ich - wohlgemerkt auf Deutsch! - nach ihrem Namen und ihrem Alter und wo sie denn wohne. Und das Kind verstand, trotz einiger Schwierigkeiten und mit kleinen Hilfen der anwesenden Lehrerin, meine Fragen und konnte darauf korrekt antworten.
Man muss sich das mal vorstellen! Da ist ein zehnjähriges Kind, das nach gerade zweieinhalb Jahren Deutschunterricht mit einem Muttersprachler spricht! Auch der Text, den ich von Ira sah, bewies ihr geradezu grandioses Sprachverständnis, und ich dachte mir, aus der Kleinen wird mal eine "Lesefuchs"-Siegerin in Moskau und vielleicht die Chefdolmetscherin der künftigen russischen Präsidenten.
Als ich dann den Raum wieder verlassen wollte, strahlte die kleine Ira vor Stolz und wurde dabei von der hellen Wintersonne so bezaubernd beschienen - ich konnte einfach nicht anders und musste das nebenstehende Foto machen.
In unserer Schule wird Deutsch als erste Fremdsprache ab der 2. Klasse unterrichtet, so dass es schon mal vorkommt, dass mich so ein kleiner Stift auf dem Gang mit "Gutten Tagg!" begrüßt. Dabei ist mir ein kleines Mädchen - wie ich jetzt weiß, heißt sie Ira und geht in die 4. Klasse - durch ihre besonders offene, strahlende Art bei diesen Worten aufgefallen. Es ist mehr als offensichtlich, dass das Kind großen Spaß an der deutschen Sprache hat und sicher auch noch Großes leisten wird. Heute nun kam ich rein zufällig in einen Raum, in dem die kleine Ira zusätzlich Deutsch lernte. Durch ihr einladendes Lächeln "reizte" sie mich geradezu, mit ihr zu sprechen. Also fragte ich - wohlgemerkt auf Deutsch! - nach ihrem Namen und ihrem Alter und wo sie denn wohne. Und das Kind verstand, trotz einiger Schwierigkeiten und mit kleinen Hilfen der anwesenden Lehrerin, meine Fragen und konnte darauf korrekt antworten.
Man muss sich das mal vorstellen! Da ist ein zehnjähriges Kind, das nach gerade zweieinhalb Jahren Deutschunterricht mit einem Muttersprachler spricht! Auch der Text, den ich von Ira sah, bewies ihr geradezu grandioses Sprachverständnis, und ich dachte mir, aus der Kleinen wird mal eine "Lesefuchs"-Siegerin in Moskau und vielleicht die Chefdolmetscherin der künftigen russischen Präsidenten.
Als ich dann den Raum wieder verlassen wollte, strahlte die kleine Ira vor Stolz und wurde dabei von der hellen Wintersonne so bezaubernd beschienen - ich konnte einfach nicht anders und musste das nebenstehende Foto machen.
С днём рождения
"Mama" Galina macht (fast) alles für ihre DSD-Kinder in der Elften |
Aber darüber wollte ich doch eigentlich gar nicht schreiben, sondern über ... Naja, ich hatte heute Geburtstag und zähle damit schon wieder ein Jahr mehr auf meinem Buckel. Eigentlich ist das irgendwan auch kein Grund mehr zum Feiern, wenn man dann nur noch alt und grau .. (naja, soweit ist es glücklicherweise noch nicht), wenn man also älter wird. Und so habe ich mir gedacht, dass ich in diesem Jahr, so fern von Zuhause und all den dortigen Freunden, nicht mein wahres Alter (Ich bin jetzt 23!) rausposaunen muss. Aber weit gefehlt! Schon heute morgen konnte ich eine mail lesen, die mich sehr eingehend darüber informierte, wie das war an jenem Sonntag im Januar vor 23 Jahren und an die tapfere Haltung meiner Mutter vor der Geburt. (Danke, liebe Mutter! Ich war wohl von anfang an nicht leicht zu (er)tragen.)
In der Neunten; Man beachte die Pralinen im Vordergrund |
Party in Irinas Reich: Es gab reichlich zu essen und trinken |
Es war schon lustig in dieser Damenrunde |
An dieser Stelle kann ich allen Gratulanten nur sagen:
Спасибо большое! Thank you! Merci! Gracias! Grazie! Dziękuję! 謝謝! Vielen Dank!
Mittwoch, 18. Januar 2012
Экзамен: "DSD II - MK"
Die Seelen der Deutschfachgruppe mit Herrn Jasser |
Ich traf ihn also in der Stadt und wir gingen auf einen kleinen Umtrunk in ein nettes Krasnojarsker Lokal. Schon der Weg dorthin entnötigte Frau Jasser einige Oh's und Ah's, denn in der Nacht ist Krasnojarsk in ein buntes Farbspektakel aus tausenden bunter Lanpen gehüllt. Dazu kommen die kunstvoll verzierten und belechteten Brunnen und natürlich die spektakuläre Eiskunst, die ja leider, wie bereits gesagt, in Deutschland nicht möglich ist. Danach konnten wir in aller Ruhe die folgenden drei Tage besprechen und schon mal einige Probleme abarbeiten.
Auch für das leibliche Wohl wurde gesorgt |
Am Dienstag und am heutigen Mittwoch prüften wir dann also immer zwanzig Minuten lang die Schüler. In den zwanzig Minuten Vorbereitungszeit hatten sich alle Kadidaten gut auf ihr erstes Thema vorbereitet und uns dann zum Teil sehr gute Vorträge zu Themen wie Markenprodukte, Stress, Ausllandsstudium oder Lebensformen halten. In den fünf Minuten wurden bereits viele der mit den Themen verbundenen Aspekte behandelt, so dass wir als Prüfer in den meisten Fällen wunderbar daran anschließen konnten und offene Fragen in einem Gespräch klären konnten. Ich habe dabei zum Teil sogar vergessen, dass hier keine Muttersprachler vor mir sitzen, sondern dass all diese jungen Menschen nicht nur mit dem Inhalt dieser Themen sondern auch noch mit der Sprache zu kämpfen hatten - und wir konnten wirklich ein paar tolle Darbietungen bewundern. Ebenso gut waren auch viele der zuvor bereits genannten Projektthemen vorgestellt. Da sprach ein Mädchen über Schulen in Deutschland und Russland, ein anderes über Gefahren des Internets. Ein Junge hatte sein Hobby zum Projekt gemacht und klärte uns über Gewalt in der Hip-Hop-Szene auf, wobei er die Gewalt als eine Verirrung des Raps der Neunziger verurteilte. Ein anderer Junge vertrat die These, dass man alle Drogen legalisieren sollte und begründete das sehr schlüssig, während ein
Nach den Prüfungen: Informationen zum Studium in Deutschland |
Ja, diese zwei Tage haben es entgültig bewiesen: Das Gymnasium Nr. 6 in Krasnojarsk, und ganz besonders der Deutschbereich, ist eine hervorragende Bildungseinrichtung, die Spitzenkräfte für die weitere wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Entwicklung unserer beider Länder, Deutschland und Russland, auf das zukünftige Leben vorbereitet.
Mein Jott, watt bin ick froh, dett ick dit erlehm darf!
Prüflinge (leider nicht alle) in trauter Gemeinschaft mit den Prüfern. Die "Kinder" sind "stolz wie Bolle" - zurecht! |
Dienstag, 17. Januar 2012
Дед Мороз здесь наконец!
-32°C - ich habe heute meinen bisherigen Kälterekord eingestellt!
Wie mir mein Herr Vater gestern in einem Telefongespräch (skype macht's möglich) mitteilte, hatten wir damals, als ich noch ein ganz kleiner Bengel war, in Leningrad mal -31°C gehabt, was ja jetzt wohl übertroffen ist. In diesem Telefonat habe ich gestern abend auch ganz begeistert von der über Krasnojarsk wabbernden "Staub"wolke geredet, die heute aber völlig verschwunden ist und einer eisigen Wintersonne Platz gemacht hat. Ja, man entdeckt die Welt in so einem Winter ganz neu.In den letzten zwei Tagen war der Schnee so fein und trocken geworden, dass er nicht im eigentlichen Sinne fiel, sondern über der Stadt zu schweben schien. Ein vor meinem Haus stehendes Auto war innerhalb kurzer Zeit von einer dicken "Staub"schicht aus ganz feinem Schnee bedeckt, welcher aber nur zu einem kleinen Teil vom Himmel fiel, sondern zumeist von den vorbeifahrenden Autos aufgewirbelt wurde. Heute, wie gesagt, schien nach vier Tagen endlich wieder die Sonne von einem klaren Himmel, wodurch in der Nacht die wirkliche Kälte einfallen konnte. Wenn man dann aus den gut geheizten russischen Wohnungen hinausschaut, scheint es richtig angenehm zu sein. Erst das Öffnen der Balkontür offenbarte mir die Wahrheit - sofort strömen schwere, wabernde Luftwolken in das Zimmer und scheinen alles in einen dicken Nebel zu hüllen.
Mittlerweile hat auch der letzte Mensch - мужык oder nicht - Handschuhe an, denn totale Unachtsamkeit kann wohl schon mal einen oder zwei Finger kosten. Ich konnte heute nur noch ganz flach atmen, damit sich das Stechen in den Lungen in Grenzen hielt. Dabei habe ich aber einen anderen interessanten Effekt beobachtet: Wenn der warme und feuchte Atem in kleinen Gaswolken aus der Lunge strömt, verteilt er sich scheinbar besonders gern auf dem Waschbärenpelzkragen meiner sibirischen Polarjacke und friert dort sofort fest. Auf diese Weise werden die feinen Haare des Pelzes zu weißen, kunstvoll sich kringelnden Löckchen verformt und erschaffen damit fantastische Gebilde. Der unter den Schuhen sich festsetzende Schnee wird jetzt nicht mehr in die Wohnung hineingetragen, da dieser trockene "Staub" bereits im Treppenflur verdampft. Mittlerweile sind auch die meisten Eingangsschleusen der Häuser geschlossen, so dass man aus der Kälte erst in einen kleinen Vorraum tritt und die zweite Eingangstür erst dann öffnet, wenn die erste geschlossen ist - eine sehr kluge Einrichtung.
Ein Bild von unserer sommerlichen Floßtour auf der Mana sorgt für warme Gedanken |
Montag, 16. Januar 2012
Сибирская Зима
Es knirscht! Jeder Schritt bringt ein hörbares Geräusch hervor, das jegliches Indianerspiel zunichte macht. Warum hat eigentlich Karl May niemals mit diesem Problem zu tun gehabt? Winnetou und Old Shatterhand, die ungeschlagenen Weltmeister im Anschleichen hatten nie mit wunderbar trockenem Schnee Probleme, obwohl es nachweislich auch im Wilden Westen reichlich Schnee gibt. Warum also reiten die beiden Blutsbrüder nie über die verschneite Prärie? Wahrscheinlich hat sich der große Old Shatterhand im Winter immer zurück in sein geliebtes Sachsen begeben und sich damit einer fantastischen Erfahrung beraubt, einer Erfahrung, die zu machen ich das großartige Privileg habe.
So langsam kommt nämlich der sibirische Winter in Fahrt. Die Temperaturen sinken Tag für Tag weiter, und so werden wir wohl bis zum Ende dieser Woche auch tagsüber die -30°C unterschreiten. Jetzt rede ich zwar noch ganz positiv darüber, aber mal sehen, wie ich in der nächsten Woche reagiere, wenn die Temperaturen auf die -40°C zusteuern, wie mir gestern ein ortsansässiger Deutscher sagte. Heute morgen war es jedenfalls herrlich, jeden meiner Schritte mit dem ureigenen Knirschen, wie es das nur in ganz trockenem Schnee gibt, zu hören und darüber sogar die morgendliche Dunkelheit zu vergessen. Seit einigen Tagen schneit es zudem bei uns - nicht der grobflockige, nasse Schnee, den noch einige der älteren Kinder und Jugendlichen in Deutschland kennen, sondern ein ganz feiner Staub, der vom Himmel rieselt. Jetzt erst verstehe ich das Lied: "Leise rieselt der Schnee!"
Bei momentan etwa -20°C steigen vor den Mündern dicke Dampfwolken in die Natur und lassen damit auch Winnetous und Old Shatterhands sagenhafte Unsichtbarkeit zunichte werden, weiß doch jeder aufmerksame Leser der "Chroniken von Narnia" oder von "Harry Potter", dass der Atem auch nicht durch den besten Zaubermantel verdeckt wird. Bei diesen "Atemübungen" ist mir bereits aufgefallen, wie ein tiefer Lungenzug in der Kälte wirkt. Vielleicht bist du, lieber Leser, mal an einem heißen Sommertag in einen kalten, tiefen Bergsee mitten im Wald gesprungen und hast dann erst einmal kaum atmen können, weil dir die Kälte einen ganz engen eisernen Ring um die Brust spannte. Ein ähnliches Gefühl hat man, wenn die kalte Luft in die Lungenflügel strömt, nur dass dieser eiserne Ring nicht die ganze Brust, sondern lediglich die Lunge umspannt - ein kaltes Stechen, als ob in der Lunge sich die bösen Totfresser aus den Harry Potter-Geschichten eingenistet hätten und mit spitzen Eispickeln einen Ausbruch aus ihrem eisenumringten Gefängnis versuchten.
Ich sah heute einen Jugendlichen seinen Ärmel vor den Mund halten und dachte, er wolle die kalte Luft abwehren. Doch dann bemerkte ich, dass der Ärmste keine Handschuhe hatte und versuchte die Hände abwechselnd durch seinen Atem am Leben zu erhalten. Bei einem Spaziergang vor einigen Tagen konnte ich bereits das Problem am eigenen Leib erfahren, als ich einige Fotos der Schneelandschaft machte und zu diesem Zwecke die Handschuhe auszog. Bereits nach wenigen Minuten prickelten die Finger und verloren etwas später fast jedes Gefühl. Dann die Hände wieder warm zu bekommen ist wahrlich nicht einfach und geht mit meinen aus Deutschland mitgebrachten Handschuhen praktisch gar nicht - und all das trotz der sagenhaften Trockenheit und der fast totalen Windstille hier.
Ach, was bin ich froh, dass ich mir hier richtige (!) Winterkleidung gekauft habe!
Habe ich vielleicht doch Schiss vor der wirklichen Kälte, oder warum gehen mir immer öfter solche Gedanken durch den Schädel?
So langsam kommt nämlich der sibirische Winter in Fahrt. Die Temperaturen sinken Tag für Tag weiter, und so werden wir wohl bis zum Ende dieser Woche auch tagsüber die -30°C unterschreiten. Jetzt rede ich zwar noch ganz positiv darüber, aber mal sehen, wie ich in der nächsten Woche reagiere, wenn die Temperaturen auf die -40°C zusteuern, wie mir gestern ein ortsansässiger Deutscher sagte. Heute morgen war es jedenfalls herrlich, jeden meiner Schritte mit dem ureigenen Knirschen, wie es das nur in ganz trockenem Schnee gibt, zu hören und darüber sogar die morgendliche Dunkelheit zu vergessen. Seit einigen Tagen schneit es zudem bei uns - nicht der grobflockige, nasse Schnee, den noch einige der älteren Kinder und Jugendlichen in Deutschland kennen, sondern ein ganz feiner Staub, der vom Himmel rieselt. Jetzt erst verstehe ich das Lied: "Leise rieselt der Schnee!"
Bei momentan etwa -20°C steigen vor den Mündern dicke Dampfwolken in die Natur und lassen damit auch Winnetous und Old Shatterhands sagenhafte Unsichtbarkeit zunichte werden, weiß doch jeder aufmerksame Leser der "Chroniken von Narnia" oder von "Harry Potter", dass der Atem auch nicht durch den besten Zaubermantel verdeckt wird. Bei diesen "Atemübungen" ist mir bereits aufgefallen, wie ein tiefer Lungenzug in der Kälte wirkt. Vielleicht bist du, lieber Leser, mal an einem heißen Sommertag in einen kalten, tiefen Bergsee mitten im Wald gesprungen und hast dann erst einmal kaum atmen können, weil dir die Kälte einen ganz engen eisernen Ring um die Brust spannte. Ein ähnliches Gefühl hat man, wenn die kalte Luft in die Lungenflügel strömt, nur dass dieser eiserne Ring nicht die ganze Brust, sondern lediglich die Lunge umspannt - ein kaltes Stechen, als ob in der Lunge sich die bösen Totfresser aus den Harry Potter-Geschichten eingenistet hätten und mit spitzen Eispickeln einen Ausbruch aus ihrem eisenumringten Gefängnis versuchten.
Ich sah heute einen Jugendlichen seinen Ärmel vor den Mund halten und dachte, er wolle die kalte Luft abwehren. Doch dann bemerkte ich, dass der Ärmste keine Handschuhe hatte und versuchte die Hände abwechselnd durch seinen Atem am Leben zu erhalten. Bei einem Spaziergang vor einigen Tagen konnte ich bereits das Problem am eigenen Leib erfahren, als ich einige Fotos der Schneelandschaft machte und zu diesem Zwecke die Handschuhe auszog. Bereits nach wenigen Minuten prickelten die Finger und verloren etwas später fast jedes Gefühl. Dann die Hände wieder warm zu bekommen ist wahrlich nicht einfach und geht mit meinen aus Deutschland mitgebrachten Handschuhen praktisch gar nicht - und all das trotz der sagenhaften Trockenheit und der fast totalen Windstille hier.
Ach, was bin ich froh, dass ich mir hier richtige (!) Winterkleidung gekauft habe!
Habe ich vielleicht doch Schiss vor der wirklichen Kälte, oder warum gehen mir immer öfter solche Gedanken durch den Schädel?
Sonntag, 15. Januar 2012
Экзамен: "DSD II - MK" (подготовка)
Das Thema "Beutekunst" - bis heute aktuell |
Ein großartiker Trickfilm: "Persepolis" aus dem Iran |
Thema im Projekt: Wie soll man mit Drogen umgehen? |
Thema "Klonen" - dargestellt durch die alles bestimmende DNA |
Was ist gesünder? Wählen Sie Rechts oder Links! |
Echt spannende Sachen - das muss doch ein Erfolg werden!
Samstag, 7. Januar 2012
Российское Рождество
"Was denn; schon wieder Weihnachten? Wir hatten doch schon vor zwei Wochen Weihnachten!"
Dieser Ausruf ist wohl eher unwahrscheinlich, weiß doch jeder halbwegs gebildete Mensch, dass in Russland Weihnachten am 7. Januar gefeiert wird. Aber wie kommt es zu dieser Verschiebung? Als 1582 die Gregorianische Kalenderreform in den katholischen Ländern Westeuropas durchgeführt wurde, akzeptierten längst nicht alle Gebiete diese Richtigstellung. Während also im katholischen Münster auf den 4. Oktober der 15. Oktober 1582 folgte, machte man im benachbarten protestantischen Osnabrück erst einmal weiter wie bisher. Es dauerte dann mehr als einhundert Jahre, bis sich alle Länder Westeuropas der Kalenderreform angeschlossen hatten, was aber immer noch nicht hieß, dass jetzt ganz Europa dem neuen Kalender folgten. Die orthodoxen Kirchen des Ostens weigerten sich weiterhin, dieser Korrektur zu folgen. Und so rechnete man in Russland bis zum 14. Februar 1918 noch allgemein nach dem Julianischen Kalender. Aber auch in der Sowjetunion wurden und im heutigen Russland werden weiterhin die kirchlichen Festtage nach dem alten Kalender berechnet. Nun ist Weihnachten als religiöses Fest in der sozialistischen Sowjetunion weitgehend unbeachtet geblieben, und auch heute verbinden hier in Russland nur relativ wenige Gläubige ein wichtiges Fest mit dem 7. Januar. Die meisten Menschen messen diesem Tag relativ wenig Bedeutung bei. Auch den orthodoxen Christen ist Weihnachten bei weitem nicht so wichtig wie das Osterfest.
Und dennoch wollte ich gern feiern. Also habe ich mich gestern Abend mit Alexandra getroffen und wir sind gemeinsam zum "Пилот", einem Disco-Club auf dem linken Ufer, gefahren und haben uns dort mit Natascha, Jana, Julia und Sonja getroffen, um in den Weihnachtstag hineinzufeiern. Wir bestellten zuallererst einmal ausreichend Getränke und saßen in gemütlicher Runde zusammen und schwatzten. Das heißt, die Mädels schwatzten, denn ich musste mich mangels ausreichender Sprachkenntnisse zurückhalten. Aber zum Glück konnte Sascha ja immer dann übersetzen, wenn ich gar nicht mehr weiterkam. Gegen Mitternacht wurde dann die Musik sehr laut und das Reden und Verstehen war für mich fast unmöglich geworden. Was also tun? Nun, auch wenn diese Musik kaum meinem Geschmack entsprach tanzten wir denn noch ziemlich viel, bis wir irgendwann ein Taxi für den Rückweg bestellten und ich mich gegen 4:30 endlich hinlegen konnte.
Dieser Ausruf ist wohl eher unwahrscheinlich, weiß doch jeder halbwegs gebildete Mensch, dass in Russland Weihnachten am 7. Januar gefeiert wird. Aber wie kommt es zu dieser Verschiebung? Als 1582 die Gregorianische Kalenderreform in den katholischen Ländern Westeuropas durchgeführt wurde, akzeptierten längst nicht alle Gebiete diese Richtigstellung. Während also im katholischen Münster auf den 4. Oktober der 15. Oktober 1582 folgte, machte man im benachbarten protestantischen Osnabrück erst einmal weiter wie bisher. Es dauerte dann mehr als einhundert Jahre, bis sich alle Länder Westeuropas der Kalenderreform angeschlossen hatten, was aber immer noch nicht hieß, dass jetzt ganz Europa dem neuen Kalender folgten. Die orthodoxen Kirchen des Ostens weigerten sich weiterhin, dieser Korrektur zu folgen. Und so rechnete man in Russland bis zum 14. Februar 1918 noch allgemein nach dem Julianischen Kalender. Aber auch in der Sowjetunion wurden und im heutigen Russland werden weiterhin die kirchlichen Festtage nach dem alten Kalender berechnet. Nun ist Weihnachten als religiöses Fest in der sozialistischen Sowjetunion weitgehend unbeachtet geblieben, und auch heute verbinden hier in Russland nur relativ wenige Gläubige ein wichtiges Fest mit dem 7. Januar. Die meisten Menschen messen diesem Tag relativ wenig Bedeutung bei. Auch den orthodoxen Christen ist Weihnachten bei weitem nicht so wichtig wie das Osterfest.
Und dennoch wollte ich gern feiern. Also habe ich mich gestern Abend mit Alexandra getroffen und wir sind gemeinsam zum "Пилот", einem Disco-Club auf dem linken Ufer, gefahren und haben uns dort mit Natascha, Jana, Julia und Sonja getroffen, um in den Weihnachtstag hineinzufeiern. Wir bestellten zuallererst einmal ausreichend Getränke und saßen in gemütlicher Runde zusammen und schwatzten. Das heißt, die Mädels schwatzten, denn ich musste mich mangels ausreichender Sprachkenntnisse zurückhalten. Aber zum Glück konnte Sascha ja immer dann übersetzen, wenn ich gar nicht mehr weiterkam. Gegen Mitternacht wurde dann die Musik sehr laut und das Reden und Verstehen war für mich fast unmöglich geworden. Was also tun? Nun, auch wenn diese Musik kaum meinem Geschmack entsprach tanzten wir denn noch ziemlich viel, bis wir irgendwann ein Taxi für den Rückweg bestellten und ich mich gegen 4:30 endlich hinlegen konnte.
Donnerstag, 5. Januar 2012
Кататься на коньках на острове татышева
Die drei "Eisprinzessinnen": Liza, Vika und Dascha (die alle drei großartig Deutsch sprechen) |
Zumindest anfangs saß ich recht häufig auf einer Bank |
Stehprobe |
Nun haben wir Ferien und was kann man schon bei -20°C schon Besseres tun, als ein wenig Wintersport? Das dachten sich auch Dascha, Vika und Liza und nahmen mich heute zum Schlittschuhlaufen mit.
Das ist wahre Grazie! |
Naja, geht doch schon (fast)! |
Auch Pausen müssen sein; Sascha (rechst) kam später noch hinzu |
Mittwoch, 4. Januar 2012
Музей имени В. И. Сурикова
Nördliche Tundra im Herbst, 1987 |
Fantastische Winterträume mitten in der Stadt |
Nenzische Fischer, 1972 |
Das einfache Leben der Bewohner der sibirischen Taiga hat auch Gorenskij besonders im Winter porträtiert und diesen stillen Menschen damit ein Denkmal gesetzt.
Orthodoxe Kirche in der Krasnojarsker "Taiga" |
"Я Немец," sagte ich, worauf sie gleich in wunderbarem Deutsch sagte, dass sie jahrelang in Deutschland gelebt habe.
Aufbruch der Bauernin der Taiga im März, 1994 |
Der gute, alte Surikow bleibt aber hier! |
Ich bin froh, die sibirische Freiheit genießen zu dürfen, würde aber dennoch gern einmal in die Moskauer Tretjakow-Galerie gehen, nur um Surikows Gemälde sehen zu dürfen.
W. I. Surikow: Die Bojarin Morosowa, 1887 |
Dienstag, 3. Januar 2012
Лёдяное художество
Dieses Kunstwerk verweist auf das Jahr des Drachen 2012 |
Ein Engel vor dem Weihnachtsbaum |
Unwissen ist auch die Ursache des zweiten interessanten Erlebnisses des gestrigen Tages. Da ich Hunger hatte, ging ich also einige Straßen weiter in ein kleines Restaurant namens "Balkangrill", um dort ein spätes Mittagessen einzunehmen. Dass dieses eins der teureren Restaurants der Stadt ist, erfuhr ich erst, als ich in die Speisekarte sah. Nun war es allerdings zu spät und ich bestellte zuerst einen Tomatensaft. Der Kellner verwieß mich auf meine Frage hin dann auch mit einer relativ unwirschen Geste auf den englischsprachigen Zusatz der Karte. Auf meine Frage, ob er denn auch Englisch spreche, sagte der Mann nur "Да да" und wandte sich zum gehen. Er weigerte sich auch im Folgenden konsequent, Englisch zu sprechen, obwohl er ganz offensichtlich meine englische Bestellung gut verstand. Nach einigen Minuten kurzweiligen Wartens kamen dann auch meine Cevapcici mit Pommes Frites und ich freute mich auf ein gut gewürztes Essen. Leider ist es in Russland so, dass man Schärfe völlig vergeblich an den Speisen erwartet - genau dies war denn leider auch bei dem kroatischen Gericht so.
Дед Мороз и Сенгурочк |
Nach Begleichen der Rechnung verließ ich dieses Restaurant in der Gewissheit, hier nie wieder einzukehren. An der Garderobe erwartete mich denn doch noch eine Überraschung, als der Mann dort auf Englisch zu mir sprach und mir bedeutete, dass die daneben liegende Tüte mir gehöre. Ich schaute nach und erblickte die Reste meines Essens fein säuberlich eingepackt. Ich dachte nur, dass dies zum Service des Restaurants gehöre und verließ das Gebäude. Erst zu Hause kam mir dann der Gedanke, dass der Kellner gefragt haben könnte, ob er es einpacken solle, und ich hatte nur "Ja ja" gesagt. Kann also Unverständnis auch positive Folgen haben? War das relativ unfreundliche Auftreten des Kellners mit einem netten Abschluss gesegnet? Mein spätes Abendessen war jedenfalls gesichert.
Der Kinderstreichelzoo im Winter ohne Tiere |
Kleiner Nachtrag: Heute war ich mit Nadja und der kleinen Katja im Krasnojarsker Zoo, möchte aber nicht weiter darüber schreiben, denn die allermeisten Tiere taten mir unendlich leid. Für die Kinder ist das jedoch eine ganz gute Möglichkeit, Tiere im Orginal zu sehen und nicht nur aus Büchern kennen zu lernen.
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