Freitag, 25. Januar 2013

Красноярский "Lesefuchs" 2013

Alle DSD-Schüler der Jahrgänge 10 und 11 haben sich in unserem schönsten Deutschkabinett mit seiner recht umfangreichen deutschen Bibliothek versammelt und wollen unbedingt über die diesjährigen Lesefuchsbücher informiert werden. Unbedingt? Nun ja, die Sitzhaltung einiger der Schüler verrät eher ein mäßiges Interesse. Drei Schülerinnen allerdings sitzen vor dieser noch überschaubaren Gruppe von leise tuschelnden Jugendlichen und sind hinreichend gespannt. Und dann geht's los, als nämlich Vika, unsere Moderatorin, alle Anwesenden und besonders die drei vorn sitzenden Kandidatinnen begrüßt.
Unsere Lesefüchsinnen - ganz konzentriert
Da ist zuerst Katja, die uns mit den "stillen" Erfahrungen des Romans "Freak City" von Katrin Schocke bekannt macht. Wir lernen die Welt der Gehörlosen, in dem Roman vertreten durch die 14-jährige Lea, kennen und erfahren etwas darüber, wie schwer es für "normale" Menschen ist, Zugang zu dieser Welt zu finden. Eben diese Erfahrung macht auch der anfangs etwas oberflächliche Mika, kämpft sich dann aber doch durch die Schwierigkeiten mit der Gebärdensprache und alle Beziehungsprobleme durch.
Danach stellt uns Olesja die etwas schwerere Kost des Romans "Weggesperrt" von Grit Poppe vor und warnt uns gleich vor dem Fehlschluss, dies wäre ein Buch zum Entspannen. Ein historisch interessierter Jugendlicher wird aber von dieser spannenden Darstellung des Lebens und Leiden in den Jugendwerkhöfen der ehemaligen DDR gefesselt. Die Geschichte der aufmüpfigen Anja, die nach einem Ausreiseversuch ihrer Mutter im Jahre 1988 in den offenen Jugendwerkhof verbracht wird, soll nicht entspannen, sondern zum Nachdenken anregen. Da ist natürlich die Frage nach dem Leben in einer Diktatur, aber auch die Frage, ob sich ein aufrührerisches Verhalten auch bei aller Berechtigung wirklich lohnt.
Als dritte Kandidatin spricht Nastja mit einem verschmitzten Lächeln über das bei weitem nicht so ernst zu nehmende Buch "Tschick" von Wolfgang Herrndorf, in dem zwei 15-jährige Bengels mit einem geklauten Lada Niva durch die brandenburgische "Walachei" tingeln, sich dabei verfahren und so manches Abenteuer erleben. Der zurückhaltende Maik wird in dieser Geschichte vom etwas leichtfüßigen Tschick in einige unangenehme, aber auch oft sehr lustige Situationen verstrickt und erfährt so einen Reifungsprozess, der ihm eine gute Stellung in der Schule sichert.
Das vierte Buch, "Polsprung" von Daniel Westland, wollte so gar keiner vorstellen, weil sich alle darin einig waren, dass der Geschichte von einem 17-jährigen Jungen, der die Welt vor dem Untergang und so ganz nebenbei noch seine ganze Familie vor durchgeknallten Soldaten rettet, einiges an Realismus fehlen würde. Aber in der Diskussion konnten dann doch alle auch dazu Stellung nehmen und ihre Positionen hervorragend in der Fremdsprache (!) behaupten.
Die Siegerin
Aufgabe des Publikums war es dann, aus den drei sehr starken Lesefüchsinnen die Beste zu wählen, die dann auch unsere Schule im Regionalfinale in Nowosibirsk vertreten wird. Am 9. Februar wird nun also Olesja nach Nowosibirsk fahren und, wer weiß das schon, danach zum Halbfinale nach Moskau, zum Endfinale nach Riga?
Allen drei Teilnehmern muss man gratulieren, dass sie in einer Fremdsprache diese oft komplizierten Geschichten nicht nur vorgestellt sondern auch noch kritisch dikutiert haben!
Я поздравляю вас!!!
Angeregte Diskussion (v.l.n.r.): Vika, Fuchs, Katja, Nastja, Olesja

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