Wie gesagt, wir hatten DSD II-Prüfungen - und am Dienstag und Mittwoch wurde es ernst: Elf Elfklässler waren angetreten, uns von ihren Deutschkenntnissen zu überzeugen.
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Heute wohl kaum Vorbilder |
Die 20-minütige Prüfung ist in zwei Teile untergliedert, in deren erstem Teil den Prüflingen ein Thema vorgelegt wird, das in 20 Minuten Vorbereitungszeit kritisch überdacht werden muss. Dann folgt ein kurzer Vortrag, in dem das vorgelegte Problem von mehreren Seiten betrachtet und möglichst eine Lösung vorgeschlagen werden soll. Das kann mnachmal sehr interessant sein, wenn man nämlich durch diese Vorträge und die sich anschließenden Diskussionen ganz neue Einsichten in Themen wie
Großfamilien oder auch
Vorbilder bekommt.
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Beutekunst in Kopie im Katerinenpalast |
Im zweiten Teil, der wiederum etwa 10 Minuten in Anspruch nimmt, stellen die Schüler ihre Projekte mit einem visuell unterstützten Vortrag vor, woran sich dann ein oft auch sehr kontroverses Gespräch anschließt. Mir fielen in diesem Jahr die oft weit ausgreifenden historischen Abhandlungen auf. Sollten die Kinderlein wirklich zugehört haben, als ich ihnen sagte, dass alles aus einem historischen Blickwinkel betrachtet werden kann? Nun, wie sonst soll man über das Thema
Beutekunst reden - hier ist die historische Perspektive ja selbstverständlich.
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Wer ist Gott? |
Ebenso kommt man an der Geschichte nicht vorbei, wenn man, wie eines der Mädchen, über
Gott ohne Kirche reden will. Sie war fest davon überzeugt, dass es einen Gott gibt, der aber von den Amtskirchen (aller Religionen und Konfessionen) nur als Vehikel zu Macht und Reichtum missbraucht wird. Das war für mich natürlich ein gefundenes Fressen, das leider vorzeitig abgebrochen werden musste.
Ein für Russland höchst ungewöhnliches Thema war
Homosexualität - Krankheit oder Liebe, in dem die Schülerin über die in Russland grassierende Homophobie berichtete und das an Beispielen wie Klaus Wowereit mit Deutschland verglich. Ungewöhnlich ist dieses Thema deshalb, weil im Allgemeinen hier solche Themen gar nicht öffentlich gemacht werden - aber eine junge Schülerin hat es doch gewagt: Es bewegt sich was in Russland!
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Das Leid mit der Leitkultur |
Ebenso kontrovers diskutierten wir auch über
Tradition - Integration - Assimilation, wobei sich die Schülerin mit dem Leid der deutschen Leitkultur beschäftigte. Sie hatte Probleme der in Deutschland lebenden Russen untersucht und festgestellt, dass es eben doch nicht so einfach ist, in Deutschland zu leben.
Manchmal sind allein die Titel der Projekte schon richtig interessant. Was soll man denn unter folgendem Titel verstehen:
Medaillenmaschinen - Dank Anabolika? Ja richtig, es ging um die Rolle des Dopings im Leistungssport und vor allem um die Frage, wer denn daran schuld sei, dass so viel gedopt wird.
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La Tour de Farce wäre besser! |
Nach einer kontroversen Diskussion konnten wir uns dann aber auf eine gemeinsame Antwort einigen und es fiel mir leicht der These dieser Arbeit zuzustimmen: Gedopt wird im Leistungssport doch nur, weil die gelangweilte Gesellschaft nach immer neuen Spektakeln schreit - schuld am Dopingwahn sind vor allem die Zuschauer, die ständig neue Rekorde sehen wollen!
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Alle sind stolz wie Bolle - endlich geschafft! |
Angesichts solch spannender Themen störte es mich kaum, dass ich den draußen erwachenden Frühling nur durch die Fenster sehen konnte.
Ja, ihr habt richtig gelesen:
In Sibirien ist es derzeit mit -3°C wärmer als in Deutschland; und sonniger sowieso!
Diese Wärmeperiode wird aber nicht lange anhalten, und so sind die Sibiriaken froh, dass es ab dem Wochenende wieder unter 15°C kalt wird, denn noch hat hier niemand seine Sommersachen hervorgekramt.
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