Donnerstag, 3. Januar 2013

Света нет! - Ничего страшного!

Manchmal führen gerade kleine Havarien zu ganz besonderen Erlebnissen - eine Erfahrung, die ich heute machen durfte.
Da hatte ich mich auf den Weg zur Post gemacht, um ein Paket aus Deutschland abzuholen. Schon wieder ein Paket? Ich hatte doch gerade erst ein Paket von meinen Eltern erhalten! Und jetzt wieder eins? Von wem denn? Nachdem ich mich durch viel Geduld in der laaangen Schlange im überheizten Schalterraum nach vorn bewegt hatte, erklärte mir die Dame, dass ich doch dieses Paket schon am 25. Dezember abgeholt hätte. Nein, sie wüsste auch nicht, warum ich am 29.12.12 noch einmal einen Lieferschein für das Paket meiner Eltern bekommen hätte.

"Ничего страшного!", sagte ich mir und ging über die Straße zu unserem Einkaufszentrum, in dem sich auch meine Leib-und-Magen-Stolowaja und ein Supermarkt befinden. Erst wollte ich noch etwas Brot und Gemüse kaufen, stand aber vor dem geschlossenen Einkaufszentrum und las den Zettel am Eingang zum Supermarkt: "Geschäft geschlossen! Kein Licht" Aha, mal wieder Stromausfall! Ich habe ja schon erlebt, wie die Geschäfte bei der totalen Dunkelheit in dem fensterlosen Einkaufszentrum hektisch geräumt und dann verriegelt werden, damit niemand etwas klaut.

"Ничего страшного!", sagte ich mir und dachte, dass das "Микс", meine Lieblingsstolowaja ja zwei große Fensterfronten, also noch hinreichend Licht hat. Ich betrat den etwas dunklen Vorraum und war fasziniert von der wundersamen Stille. Diese Stille setzte sich in der Kantine, in der noch die warmen Restbestände der Speisen verkauft wurden, fort. Ich nahm nur eine Soljanka mit Smetana, einen Syrnik und ein Glas Tomatensaft und setzte mich in die trotz Stromausfalls gut besuchte Stolowaja.

Welch ein fantastisches Erlebnis, das nur derjenige richtig einschätzen kann, der russische Restaurants kennt! In jedem Gastraum hängt nämlich eine ganze Reihe von Fernsehern mit zumeist unterschiedlichen Programmen. Dazu plärrt aus Lautsprechern in hoher Lautstärke eine vom restlichen Geschehen völlig losgelöste Bumm-Bumm-Musik.
Heute war es einmal ganz anders im "Микс" - es war still, bis auf das Tuscheln der Gäste und gelegentliche Essgeräusche.
"Ничего страшного!", sagte ich mir und genoss in dieser fantastischen Ruhe mein Mittagsmahl.

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