 |
Noch sind sie frisch |
Und wieder einmal ging es raus aus der Stadt nach Stolby zu einer "Wanderung mit Mutter und Vater"! Schon seit langem hatte ich versucht, diese Wanderung mit Übernachtung in einer russischen Holzhütte als Höhepunkt des Urlaubs meiner Eltern zusammen mit den russischen Freunden zu organisieren.

Und so ging es am Samstag, nach einem gemütlichen Frühstück und ruhigen Start in den Tag, los in die Berge, wo wir zuerst etwa 8 Kilometer ununterbrochen bergauf marschieren mussten, bevor wir an das Ziel des Tages kamen.
Dementsprechend müde waren Mutter und Vater denn auch nach dem schwierigen Anstieg mit der ganzen Verpflegung auf dem Rücken. Mein Vater fragte einmal, wie denn das ganze Material zum Bau der Hütten in Solby dorthin in die Wildnis gekommen sei, wollte mir aber kaum glauben, als ich ihm versicherte, es wäre den
gleichen Transport durchgegangen, wie unsere Verpflegung und die Schlafsäcke: auf dem Rücken von Menschen. Kaum sichtbar zwischen den Felsen haben hier die Stolbysti sich einige Hütten aufgebaut, die sich kunstvoll an den blanken Fels anschmiegen. Da ist natürlich, wie Vater auch gleich bemerkte, kein Platz für Schnickschnack, für besonderen Luxus. Aber in der netten Gemeinschaft der russischen Freunde, die uns herzlich willkommen hießen, wurde es urgemütlich.
 |
Der Blick von oben von der Hütte aus. |
Dima nahm uns auf eine kleine Wanderung zu einer anderen Holzhütte mit, die, hoch oben auf dem Felsen, nur über eine Leiter erreichbar ist. Und so konnten wir, nachdem wir Mutter zum Aufstieg überredet hatten, dort oben einen herrlichen Blick über die Taiga und einige Vororte von Krasnojarsk genießen. Dieser Blick musste natürlich mit dem Fotoapparat festgehalten werden - und dann passierte es! Ich hatte mich schon zum Abstieg bereit gemacht, als ich auf den Felsen unterhalb ein gedämpftes Scheppern hörte.
 |
Da war der Fotoapparat noch da |
Der Fotoapparat meiner Eltern hatte sich der Schwerkraft gebeugt und war in einem ungünstigen Moment herunter gefallen. Eine Suche nach den tausenden Splittern und der Speicherkarte ist in diesem unwegsamen Gelände natürlich Unsinn. Aber Glück im Unglück: Es ist niemand hinterher gefallen!
Am Abend dann ein für mich gewohntes Bild, als alle um den Tisch erst vor und dann, als es kälter wurde, in der Hütte herumsaßen. Erst als Vater bemerkte, dass "hier jeder Essen mitbringt und dieses auf den Tisch legt, woran sich dann jeder bedienen kann", fiel mir auf, wie normal das alles schon für mich geworden ist. Tee gibt es ja immer, und aus dem, was sonst noch mitgebracht wird, zaubern die Damen einen köstlichen Salat, der in einer großen Schüssel mitten auf dem Tisch steht. Jeder nimmt sich mit seinem Löffel dann, was er/sie haben möchte und isst dazu von dem Brot, der Wurst, dem Käse, oder auch den Keksen, Waffeln etc. p.p.
 |
Man beachte die historische Kleidung |
Bei all dem Gewusel am Tisch - es war wirklich sehr eng geworden - fragte Mutter mich irgendwann: "Und wo sollen wir alle schlafen?" Die Antwort auf diese Frage konnte natürlich nur lauten: "Platz ist in der kleinsten Hütte, und wat nich passt, wird passend jemacht!" Tatsächlich hatten alle ausreichend Platz zum Schlafen im Dachgeschoss. Da lagen wir dann dichtgedrängt in zwei Etagen und keiner schnarchte! Keiner? Doch, die deutschen Gäste beglückten ihre russischen Gastgeber mit periodisch auftretenden Sägegeräuschen, was aber niemanden (außer mir) zu stören schien.
 |
Mutter beim Aufstieg |
Der nächste Morgen weckte uns grau und trübe, denn es hatte ausgiebig geregnet und die Wolken wollten sich nicht verziehen. Meine Eltern waren, wie immer, als erste draußen und machten noch vor dem Frühstück einen kleinen Spaziergang, während nach und nach mehr Wanderer sich aus den Schlafsäcken schälten. So verpassten Mutter und Vater auch das urrussische Frühstück mit Schmorhühnchen und Buchweizengrütze, hatten aber etwas Brot mit Wurst und Käse. Erst gegen 12.00 Uhr brachen wir dann unter der Führung Dimas zu einer Wanderung zu den Felsen auf, die uns Nadja mit Tanjas Hilfe bei der Übersetzung erklärte.
 |
Dankesworte im Logbuch der Stolbysti |
Wir alle stellten uns dabei auch der sportlichen Herausforderung und erklimmten einige der leichteren "Säulen" und bewunderten wieder einmal die Schönheit der Natur: zwischen den Felsen wachsende Bäume und Farne, auf dem feuchten Boden gefallenes Laub in allen Farben, am Boden wuselnde "Burunduki" und Eichhörnchen und in der Luft hunderte von Kleibern. Der Abend erlebte uns dann in zufriedener Stille, bevor wir uns alle recht zeitig bettfertig machten.
Vater, wird es wirklich der Höhepunkt sein oder wird die am Montag begonnene Fahrt nach Irkutsk an den Baikal etwa besser?
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen