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Dieses Bett wackelte - ich war erschrocken |
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Das Epizentrum in der Nähe von Kyzyl/ Republik Tuva |
Ich bin gestern abend gegen 23.00 Uhr in mein großes Bett gestiegen, um noch einige Seiten der "Briefe in die chinesische Vergangenheit" von H. Rosendorfer, einem sehr empfehlenswerten Buch über die Zeitreise eines chinesischen Mandarins ins München der 1980er Jahre, zu lesen. Kurz nachdem ich dann das Licht gelöscht und mich ganz gemütlich auf die Seite gedreht hatte, wackelte mein Bett plötzlich für zwei drei Sekunden. Ich bekam einen ziemlichen Schreck, konnte mir allerdings die Sache nicht erklären. So war denn auch meine erste naive Reaktion, dass ich unter dem Bett nachschaute, ob sich dort nicht etwa irgendein großes Vieh versteckt hätte. Doch noch im gleichen Augenblick erkannte ich, dass ich in diesem Augenblick ein Erdbeben erlebt hatte. Ich stand also auf und sah auf die Straße, die jedoch ganz ruhig blieb - auch der Strom war nicht, wie zuvor bereits mehrfach, ausgefallen. Also ging ich wieder ganz ruhig zu Bett und schlief den Schlaf der Gerechten.
Damit hätte ich die Geschichte auch bald als Einbildung vergessen, wenn mich heute morgen in der Schule nicht ein Mädchen mit den Worten begrüßt hätte: "Herr Janke, haben Sie gestern das Erdbeben erlebt?"
Da erst wurde mir bewusst, was da eigentlich passiert war. Ich sprach noch mit einigen Jugendlichen und Kolleginnen, wobei mir eine Kollegin erzählte, sie wohne in der 9. Etage eines Hochhauses und bei ihr hätten die Lampen geschwankt. "Auch die Fenster wackelten ganz fürchterlich in ihren Rahmen." Selbstverständlich hatte sie Angst und einen großen Schreck bekommen. "Also habe ich mir die Kinder geschnappt und sie angezogen. Drausen auf der Straße liefen auch schon einige Menschen aufgeregt herum. Ich bin dann mit den Kindern zu Verwandten aufs Land gefahren."
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Blick auf das Epizentrum in der unbewohnten Taiga |
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Die Bewohner von Kyzyl bereiten sich auf eine Nacht im Freien vor |
Andere berichteten, wie bei Mitschülern die Lampen von der Decke gefallen und Vasen umgefallen seien. So steigerte sich im Laufe des Tages die Stimmung und heizte die Gerüchteküche an. Einige erzählten, das Erdbeben habe hier eine Stärke von 4,5 auf der Richterskala gehabt. Wieder Andere ergänzten, im mongolischen Erdbebenzentrum sei ein Wert von 9,5 (!) gemessen worden. Zwei Schülerinnen wollten ihre "Angst" plötzlich als Begründung zum Unterrichtsausfall nutzen. Nun, mir erschien das Beben bei uns höchstens eine Stärke von 3,0 gehabt zu haben, aber andererseits habe ich auch gar keine Ahnung. Also habe ich soeben gleich im Internet alle Informationen dazu mir angesehen und Folgendes herausgefunden:
27.12.2011 – Ein sehr starkes Erdbeben (M 6.5 auf M 7.0 nach verschiedenen Quellen) passiert im südwestlichen Teil von Sibirien. Das Epizentrum lag in der dünn besiedelten Wildnis in einer Entfernung von etwa 120 km von Kyzyl, einer Stadt mit 109,000 Einwohner und die Hauptstadt der Republik Tuva.
Ja, ich habe hier das erste deutlich spürbare Erdbeben meines Lebens erlebt, und ich hoffe auch, dass es das letzte war, denn trotz aller Ruhe, die mich die ganze Nacht gut schlafen ließ, ist mir jetzt doch schon etwas mulmig zumute.
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