Freitag, 8. März 2013

Поездка фантазия

Nachdem ein paar Tage lang der Herr Frühling hier war, hat Väterchen Frost jetzt wieder das Regiment mit Wucht übernommen: In der letzten Nacht hat es wild geschneit und gestürmt! Ich habe ja vom Winter eigentlich mittlerweile genug, und da habe ich mir heute gedacht: "Denn kannste gleich inne sibirische Tundra 'n Ausflug machen.' Ich wollte ja immer mal die Tundra sehen.
Also nahm ich mein Telefon und rief bei der Enterprise an: "Scotty, beam me up!"
Jetzt hatte ich aber vergessen, dass in Russland ja alles synchronisiert wird, war also kurzzeitig verwirrt, als Commander Scott auf Russisch fragte: "Куда?"
Ich fing mich aber schnell wieder und sagte nach kurzem Überlegen: "До Чукотка."
Also beamte mich Scotty ebenso zuverlässig wie die Transsibirische Eisenbahn, nur eben viel schneller, auf die Halbinsel Tschukotka im äußersten Nordosten Sibiriens. Das Beamen ist für jemanden, der es nicht gewohnt ist, eine recht unangenehme Erfahrung. Erst war es nur kalt, dann zwar etwas wärmer, aber es stank fürchterlich als ob man mit der Nase an einen Auspuff gebunden wird. Aber glücklicherweise geht beamen echt schnell, und so kam ich in kürzester Zeit in Leningradsky an.
Nun haben die Tschuktschen in ihrer Beaming-Station in Leningradsky ein recht kuscheliges Café namens "Кофеin" eingerichtet, so dass ich mir bei einem netten tschuktschischen Mägdelein erstmal einen Kaffee bestellte. Danach ging es dann los in Richtung Nordosten zum Kap Deshnjow quer durch die endlose Tundra.

Jedermann in Europa "weiß", dass die Beringstraße zwischen Russland und Alaska nach ihrem Entdecker, dem dänischen Forscher in russischen Diensten Vitus Bering, benannt wurde. Leider stimmt das aber nicht ganz, denn er war nicht der Erste, der Kamtschatka auf seiner Großen Nordischen Expedition (1733-1743) umsegelte. Er war nur so klug, seine Expedition ganz groß in der Öffentlichkeit bekannt zu machen.
Bereits 1648 umsegelte der Kosakenhetman Semjon Iwanowitsch Deschnjow die Tschuktschen-Halbinsel und wies damit als Erster nach, dass Asien und Amerika nicht mit einer Landbrücke verbunden sind.

Bei geschätzen -68,3°C kämpfte ich also gegen den mit etwa 183,6 km/h wehenden Schneesturm an und kam damit Schritt für Schritt dem östlichsten Zipfel Asiens immer näher. Zumindest glaubte ich das! Denn schon nach recht kurzer Zeit verliert man in den endlosen Weiten der verschneiten Tundra die
Orientierung. Man weiß bald nicht mehr in welche Richtung man geht, denn durch das glitzernde Weiß der Ebenen ist auch eine Orientierung an der Sonne kaum möglich. Selbst die Grenze zwischen Himmel und Erde verschwimmt, weil sowohl der Boden als auch der Himmel endlos weiß schimmert. Nur an einigen Stellen lässt sich so etwas wie Horizont
ausmachen, wenn nämlich der spärliche Bewuchs unter den Schneemassen einige verkümmerte Zweiglein hervorlugen lässt. Aber auch die grauen Felsbrocken, die an einer Stelle bis zum Horizont (?) sich erstreckten, machten die Orientierung nicht einfacher.
So war ich nach Stunden der elenden Schinderei doch etwas erleichtert, als plötzlich die unverwechselbare Skyline Krasnojarsk aus dem Schneesturm vor mir auftauchte. Natürlich war ich bedrückt, dass ich mein Ziel, Kap Deschnjow nicht erreicht hatte, sagte mir dann aber auch, dass ich viele Föderationsdollar gesparrt hatte, weil ich bei Scotty das zurückbeamen nicht bezahlen brauchte.


(Habe fertig!)

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