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Ich versuche alles! |
Man bringt einem alten Esel keine neuen Kunststücke mehr bei! Und ich werde ganz gewiss auch kein Wintersportler mehr, aber immerhin versuche ich alles was geht, ohne meine Gesundheit dabei ernsthaft zu gefährden. Heute bin ich dann mit einer 9. und einer 7. Klasse zum Skilanglauf nach Betluschanka hinaus gefahren, denn russische Schüler lernen alle sehr frühzeitig Schlittschuh und Ski laufen.
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Swetlana und Viktor wissen wie's geht |
Ich bin also heute, am Samstag, schon sehr früh (um 7.00 Uhr!) aufgestanden, um pünktlich zur Ski-Ausgabe in der Schule zu sein. "Bewaffnet" mit zwei Skiern und den dazugehörigen Stöcken traf ich auf dem Weg zum Bus einige meiner Schüler aus der 11. Klasse. Tanja wollte mir wohl eine Freude machen, als sie erklärte: "Hey, kein Holz und dann noch frisch gewachst.
Die sind deutlich schneller!" Ich war denn auch pflichtschuldigst begeistert, was aber meine Mimik noch nicht erkannt hatte. Naja, ich hatte ja im Bus erstmal 40 Minuten Zeit, mich seelisch und moralisch auf die neue Erfahrung vorzubereiten - eingequetscht zwischen lautstark scherzenden Schülern und all der Ausrüstung, in einer Dunstglocke aus Zugluft, menschlichen Ausdünstungen, winterlicher Feuchtigkeit und, als bestimmendes Element, Dieselabgasen. Angekommen an der Skipiste, hieß es zuallererst, sich aus diesem Gewühl herauszuwursteln und dann die Ski an die Füße zu schnallen. Schon dabei kam mir ein auch im Nachhinein nicht zu widerlegender Gedanke: 'Liebe Bayern, wie kann ein normal denkender Mensch auf die Idee kommen, dass man auf zwei Holzlatten besser vorankommt, wenn man dazu noch des natürlichen Gebrauchs seiner Hände durch zwei Stöcke beraubt wird?'
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Vorbereitungen; jeder weiß, was er/sie zu tun hat |
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Die Sonne scheint hier immer - Nastja, Sonne, Nastja |
Nun, es ging dennoch los - immer geradeaus die Loipe entlang bis zum ersten Berg. (OK, die Bayern würden das noch nicht einmal einen "Hügel" nennen. Für mich als Flachlandratte aber nahmen diese Steigungen und Abhänge schon bedrohliche Ausmaße an.) Hier bemerkte ich denn auch, wozu man die Stöcke braucht. Aber als ich mich dann schwitzend nur mit der Kraft meiner Arme die Steigung hinaufgequählt hatte, ging es auf der anderen Seite schon wieder herunter und ... Bumms! Da lag ich nun in all meiner norddeutschen Herrlichkeit auf dem Hintern. Macht nix, weiter geht's! Der nächste Berg - schwitzen; der nächste Abhang - sitzen! Nein, so kann das ja nicht gemeint sein. Das bemerkte auch Swetlana, die uns begleitende Sportlehrerin, und erklärte mir erst einmal sehr wort- und gestenreich, wie ich mich zu verhalten habe. Ich verstand natürlich (fast) nur Bahnhof, aber erstaunlicherweise ging es danach doch schon etwas besser. Nicht, dass ich jetzt Ski gelaufen wäre wie die Resi Schmachtlhammer, aber die Phasen der Vorwärtsbewegung wurden länger und die Gelegenheiten des Sitzens seltener. So kam auch ich in gebührendem Abstand zur restlichen Truppe voran, bis zu einem schrecklich steilen Abhang! (Jaja, ihr Bayern, ich weiß schon ..., aber für mich ging es da eben kilometerweit in die Tiefe!) Swetlana meinte dann auch, ich könnte ja mit einigen anderen Hasenfüßen zurück fahren und am Bus warten.
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Bis zu den Knien im Schnee! |
So machten wir, drei Mädchen und ich, uns denn auf den Rückweg, obwohl ich keinesfalls vor hatte, mich lange am Bus zu langweilen und dabei zu erfrieren bei -12°C. Also "überredete" ich die Mädels noch zu einem kleinen Umweg, so dass wir doch einiges an Training hatten. Dabei kamen wir dann wieder an einen hohen und steilen Berg, an dem auch das heftigste Ziehen mit den Stöcken nichts mehr half. Wie zum Henker stellt man den bei diesen Dingern den Rückwärtsgang aus? Ich nahm Anlauf und schaffte es - fast. Nach dem vierten oder fünften Versuch schnallte ich mir die Holzlatten ab und marschierte. Oh, welch herrliches Gefühl diese natürliche Bewegung auf zwei Füßen! So machten wir zum Abschluß noch eine kleine Wanderung durch den Schnee. Und was für ein Schnee! Der war noch richtig weiß und an einigen Stellen sogar jungfräulich. An einer solchen Stelle hüpfte mein kindliches Herz und ich sprang hinterher. Man mag sich das so vorstellen wie den Butler James in "Diner for One", der an einer Stelle sich des Tigerkopfes zu seinen Füßen erinnert und über denselben hüpft. James hatte aber wenig Spaß dabei, denn er musste in seinem weinseligen Zustand noch ein Tablett balancieren. Ich hatte einen Riesenspaß, als ich dann knietief im Schnee stand.
Mit nassen und kalten Füßen, aber richtig zufrieden, saßen wir dann wieder im Bus und ich sagte mir: 'Mann, wat war dat schön! Das muss ich wiederholen - am nächsten Donnerstag mit der 11. Klasse.!
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