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Sergej - einer der ersten Deutschen, die ich kennen gelernt habe |
Als ich hier in Russland angekommen bin, bekam ich den Eindruck, in ganz Krasnojarsk gäbe es höchstens eine handvoll Deutscher. Es gab zwar hier und da mal kleine Anzeichen eines deutschen Kontaktes, aber dabei blieb es dann auch - für ein halbes Jahr. Dann, als im Januar der Fachberater zu den Prüfungen hier war, trafen wir auf einen Luftfahrtingeneur, der hier für die Lufthansa Transportflugzeuge wartet.
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Olga und Olga, unsere russische Stimmen im "Loft" |
Am Freitag gingen Michael, der Ingeneur, und ich dann mal abends in ein Restaurant - und wen trafen wir da? Eine ganze Horde von Flugkapitänen der Lufthansa saßen dort und vergnügten sich. Da wir aber gerade aufbrechen wollten, ergab sich hier kein Gespräch. Naja, diese Leute sind ja auch nicht fest in Krasnojarsk stationiert. Dann aber, im Kalinka-Malinka trafen wir auf Sergej und einige andere deutsche Angestellte der Firma "Eisenmann", die hier eine Fabrik zur Lackierung von Industrieanlagen aufbaut. Sergej - ein in Russland geborener Deutscher aus dem Ländle - hatte ich gerade einige Tage zuvor kennen gelernt und so ergaben sich in den letzten Tagen einige weitere Kontakte.
Gestern abend dann haben wir, insgesamt acht Detsche und noch drei Russen, uns im Club "Loft" verabredet, um mal so richtig in einer Disco zu Feiern. Da hatten wir dann endlich mal das Glück, nicht nur die Mainstream-Discomusik hören zu müssen. Eine Gruppe von fünf Jungs spielte mit echten Gitarren echte Rockmusik - und ich war schon ganz verzweifelt wegen der ungeheuer schlechten Radioprogramme hier.
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Frank spricht kein Russisch, kommt aber gut zurecht |
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Bei einer russischen Feier gibt es reichlich zu essen und ... |
Warum kommen die Deutschen nach Krasnojarsk ins ferne Sibirien? Nun, erst einmal ist natürlich die Arbeit das uns alle verbindende Element, aber es gibt kleine Unterschiede im Antrieb, sich für Russland zu bewerben. Michael zum Beispiel hat schon in der halben Welt gearbeitet, weil natürlich die Arbeit im Ausland immer interessanter als der ewig gleiche Trott zuhause ist. Frank, ein Bauleiter der Firma "Eisenmann" wurde hierher geschickt, weil er seine Truppe einfach super im Griff hat und so den Aufbau der Lackieranlagen bestens voranbringt. Seine russischen Sprachkenntnisse allerdings sind nicht existent - dafür hat er immer einen Dolmetscher an der Seite. Sergej hat natürlich mit seinen Sprachkenntnissen und aufgrund seiner Geburt eine besondere Beziehung zu dem Land. Aber welcher persönliche Antrieb steckt dahinter, nach Russland, nach Sibirien zu gehen? Die meisten haben wohl den Wunsch, die russische Kultur kennen zu lernen und damit den in Deutschland umher irrenden Legenden und Vorurteilen zu begegnen. Für einige spielt sicher auch die gute Bezahlung mit den Auslandszuschlägen eine große Rolle, zumal man in Russland doch günstiger leben kann als in Westeuropa. Aber es scheint auch Abenteurer zu geben, denen die russische Kultur und die Eigenarten der Menschen hier völlig egal sind. Sie wollen einfach nur mal schnell ein Abenteuer erleben und dann in der Heimat damit auftreten. Diesen Eindruck bekommt man manchmal in Gesprächen mit anderen, wenn sie etwas abschätzig über die Russen reden. Nun, das gibt es wohl überall in der ganzen Welt und bei allen Völkern, und wahrscheinlich ist niemand gänzlich davor gefeit.
Mir jedenfalls ist die russische Kultur eine Offenbarung, auch wenn ich einiges nicht verstehe oder kritisch sehe.
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