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Ich kenne Menschen, die hier nicht durchpassen |
Birken, Hunderttausende, nein Millionen von Birken habe ich heute gesehen! Na gut, gesehen habe ich nicht alle, weil der Zug der Transibirischen Eisenbahn von Krasnojarsk nach Nobosibirsk ein Nachtzug war. Aber nachdem es hell geworden war, sind wir noch weitere etwa drei Stunden durch riesige Birkenwälder gefahren - und zuvor war es sicher nicht viel anders: Birken und "Unendliche Weiten"! (Ich bin überzeugt, dass die Macher von "Raumschiff Enterprise" vor dem Dreh durch Sibirien gefahren sind, den die Anfangssätze "Unendliche Weiten ..." passen hier perfekt.) Und dabei habe ich nicht einmal einen minimalen Teil des Landes sehen können!
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Die Transsibirische Eisenbahn auf dem Bahnhof |
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Meine verpupste Pofe am Morgen des 02. Oktober |
Gestern Abend gegen 22.00 Uhr (Krasnojarsker Zeit) bin ich also in einen Schlafwagen der Transsibirischen Eisenbahn eingestiegen, um damit zu unserem Einweisungsseminar nach Nowosibirsk zu kommen. Ein Abenteuer der Extraklasse: Wie viele Menschen denken mal darüber nach, mit der Transsib zu fahren und wie wenige haben wirklich die Möglichkeit, ihren Traum zu verwirklichen? Allerdings muss ich sagen, dass ich ganz froh über die relative Kürze der Fahrt (ca. 1.000 Kilometer in 12 Stunden) bin, denn es ist schon nicht ganz leicht, auf dieser Enge zurechtzukommen. Der Gang vor den Kabinen lässt kaum genügend Platz, dass sich zwei magersüchtige Rehkitze aneinander vorbeidrängeln können. In den Abteils schlafen auf einer Grundfläche von ca. sechs Quadratmetern vier Menschen (immer zwei übereinander) und müssen dabei noch ihr Gepäck verstauen. Ich hatte aber mehrfach Glück, denn erstens hatte ich einen Platz im Parterre, was von Vorteil ist, wenn man im schwankenden Zug auf einem relativ schmalen Brett schlafen will. Zweitens stiegen in Krasnojarsk nur zwei Personen in das Abteil ein, so dass wir in relativer Ruhe unsere Betten fertig machen konnten. Und drittens war meine Mitpassagierin sehr nett - ein radebrecherisches "Gespräch" kam immer mal wieder in Gange, erstarb aber bei zu großen Hürden - und hatte zuvor keinen Knoblauch gegessen.
Auch die Ausdünstungen der später in der Nacht zusteigenden zwei Männer hielten sich stark in Grenzen, so dass in unserem Abteil trotz der Hitze von vier schlafenden Personen das Atmen nicht einmal schwer fiel. Draußen im Gang war die Knoblauchfahne weiterer Passagiere in unserem Waggon schon stärker spürbar.
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In Nowosibirsk scheint wie in ganz Sibirien täglich die Sonne! |
Ich will mich also gar nicht beschweren, zumal ich morgens für meinen selbst mitgebrachten Tee zwar keinen Zucker erhielt, aber immerhin eine köstlich süße russische Praline. Selbst mitgebrachter Tee? Ja, in der Schule riet man mir, alles, was ich eventuell benötigte, mit einzupacken. Also hatte ich eine Tasse, vier Teebeutel, eine kleine Rolle Klopapier, ein paar Kekse etc. mitgenommen. In einem russischen Schlafwagen gibt es nur das heiße Wasser umsonst, alles andere kostet relativ viel und man ist vom Wohlwollen der Schaffnerinnen abhängig.
Jawoll, mit der Transsibirischen Eisenbahn zu fahren ist ein tolles Erlebnis, aber nur die härtesten Europäer und natürlich die Russen halten eine Tour von Moskau nach Wladiwostok (ca. 8 Tage und Nächte) aus und Lächeln am Ende noch. Jetzt, da ich hier in einem drittklassigen Nowosibirsker Hotelzimmer sitze und das frisch aufschreibe, denke ich bereits an die Rücktour: Spannend aber nicht ganz einfach!
Übrigens Nowosibirsk ist eine ganz schöne Stadt, soweit ich das bisher sehen konnte, aber davon in Kürze mehr.
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