Sonntag, 30. Oktober 2011

Авантюрный уикенд в Красноярске

Was für ein Wochenende - Holla, die Waldfee!
Ich weiß gar nicht, wo ich mit dem Bericht beginnen soll. Am besten wohl am Ende?!
1. Шёл снег
Die weiße Pracht auf und vor meinem Balkon
Ja, vor ein paar Tagen habe ich noch getönt, dass in diesem Jahr der Winter nicht kommen will und es so warm ist. Nun ist die Lage eine ganz andere, weil es in dieser Nacht gefrostet und geschneit hat - die Straßen und Plätze sind weiß! Da kommt es gerade recht, dass wir gestern noch Winterklamotten gekauft haben.
2. Одежда дла зимы
Wir hatten in der Schule verkürzte Stunden, weil noch einige Vorbereitungen zur feierlichen Einweihung des neuen Sportplatzes der Schule anstanden. So kam es, dass ich bereits frühzeitig mit Tanja und dann auch mit Nadja in die Stadt zum Shopping kam. (Vielleicht sollte ich hier erklären, warum Tanja immer dabei ist: Ohne sie als meiner "Chefdolmetscherin" wäre hier das meiste sehr, sehr kompliziert. Bei den Winterklamotten hätte ich mich sicher ganz schön betrogen. So aber konnte ich auf Nadjas Know-How als erfahrener Alpinistin und auf Tanjas Übersetzungen und Verhandlungen setzen. Klasse, oder?) Naja, jedenfalls gingen wir erstmal durch zwei Läden, die bekannt für gute Winterjacken sind, und ich wurde nach einigem Hin und Her auch wirklich fündig. Jetzt bin ich stolzer Besitzer einer für den sibirischen Winter geeigneten Jacke. Nadja nannte mich denn auch gleich "Poljarnik", als ich in der dicken "Kurtka" im Laden schwitzte.
Man, wat iss dat heiß hier!
Danach sollte es um eine zur Jacke passenden Pelzmütze gehen. Ja, ich wollte immer eine richtige russische Pelzmütze haben, auch wenn die Dinger längst nicht mehr so viel getragen werden, wie es die klischeehaften Vorstellungen in Europa suggerieren. Wir machten erst einmal Pause im "Cafe Terra", wo ich den beiden Mädels erklärte, warum ich unbedingt eine Pelzmütze haben will.
"Ich bin ja nicht als Tourist hier, aber ich will natürlich eine lebenslange Erinnerung an meine sibirischen Jahre haben, eine Art praktisches Souvenir. Deshalb möchte ich eine echte Pelzmütze haben."
Ich hatte natürlich keine richtige Ahnung, was es gibt und zu welchen Preisen. Nadja aber wusste schon wieder bestens Bescheid, und so kaufte ich nach längerem Anprobieren eine richtig klassische russische Pelzmütze. Jetzt bin ich um zwei Erfahrungen reicher: Erstens - Wintersachen einkaufen ist schweißtreibend und zweitens - Pelze sind teuer. Auf alle Fälle war es ein sehr schöner Nachmittag, aber der Höhepunkt kommt erst noch!
3. Кинотеатр нон.стоп
Als wir dann endlich mit dem Einkaufsbummel fertig waren (Schuhe haben wir nicht mehr geschafft), war es draußen schon Dunkel.
Ich hatte bereits vorher den Vorschlag gemacht, doch mal ins Kino zu gehen, was auch sehr gern angenommen wurde. Und so kamen wir gegen sieben Uhr an die Kinokasse und entdeckten, dass es mal wieder ein "Non-Stop-Special" im Kino gibt. Ab 01.15 Uhr wurden drei Filme hintereinander gezeigt. Und so kauften wir fünf Karten für diese Nacht (Die ganze Familie Slinkowa und ich) und fuhren erst einmal nach Hause. Ich hatte dann aber ein Problem: Wie komme ich in der Nacht, wenn keine Busse mehr fahren, in die Stadt?
"Кот в сапогах"
"Ich kann ja zur Haltestelle 'Rodina' gehen und mir dort ein Taxi nehmen," schlug ich vor.
"Um Gottes Willen," Tanja schlug die Hände über dem Kopf zusammen. "Das ist total gefährlich - wenn Sie da an die falschen Leute geraten! Ich werde Ihnen für 00.20 Uhr ein Taxi bestellen."
Wenn ich diese Freunde nicht hätte! Ich kann mir ja nicht mal selbst ein Taxi bestellen, denn ich kann kaum mit den Leuten verhandeln. Allerdings verlief diese Taxifahrt auch extrem abenteuerlich. Zuerst war das Taxi sehr verspätet, was zu Missverständnissen führte und mich unruhig werden ließ. Dann kam nach einigem Hin und Her, in dem ich Tanja anrufen musste, damit sie in der Taxizentrale anrufen kann, das gesuchte Taxi und nahm mich mit. Aber bereits nach wenigen hundert Metern drehte der Fahrer um und versuchte mir klarzumachen, dass ich der falsche Fahrgast sei und er eine junge Frau einsammeln sollte. Wie sollte ich dem denn klarmachen, dass nur die Bestellung von einer jungen Frau, eben "meiner Chefdolmetscherin", geführt wurde und alles seine Richtigkeit habe? Ich war jetzt natürlich schon äußerst nervös, kam mir verloren vor mitten in der Nacht in einer weitgehend fremden Stadt, in der ich mich kaum verständlich machen kann. Es dauerte eine Weile, bis mir der Fahrer endlich erlaubte einzusteigen und losfuhr. Irgendwie hatte ich deutlich gemacht, wie eilig ich es dann hatte. Jedenfalls bretterte der Mann mit über 100 km/h durch die Stadt und flog beim Einbiegen auf die Jenissej-Brücke fast aus der Kurve. Er schaffte es doch tatsächlich mich gerade noch rechtzeitig am Kino abzuliefern, mir aber schlackerten die Knie. Nadja hatte dann erstmal Mitleid und spendierte mir einen Wodka zur Beruhigung, denn ich allerdings mit ziemlich zittrigen Händen fast verschüttete.
"Vom Eise befallen sind Straßen und Plätze" (nicht von Goethe!)
Und dann ging es los, das sechsstündige Hardcore-Russisch-Training für eine geschundene Seele. Mit noch immer schlotternden Knien und leicht angetüddelt von dem Beruhigungswodka wankte ich in den Kinosaal. Zuerst lief eine 3D-Version der "Drei Musketiere" - ganz nett und auch lustig gemacht, hielt sich der Film streckenweise an die literarische Vorlage, schlug dann aber actionreiche Kpriolen des Blödsinns (oder kann sich jemand MG-Feuer im 17. Jahrhundert vorstellen?). Den zweiten Film, "Der gestiefelte Kater", habe ich schlichtweg nicht verstanden, weil das eine ziemlich wirre Geschichte war, die nichts, aber auch gar nichts mit den Gebrüdern Grimm zu tun hatte. Beim dritten Film kenne ich leider den Titel nicht, aber wer vor einigen Jahren "Outbreak" gesehen hat, kennt die Story, nur dass sie diesmal - wie sollte es auch anders sein? - viel größer daher kam. Allerdings war dieser Film wirklich ein gutes Sprachtraining, so dass ich das Gefühl habe, dabei eine Menge gelernt zu haben.
Als wir gegen 07.00 Uhr Ortszeit aus dem Kino kamen, war alles weiß und die Straßen vereist.
4. Русское время
Ein kurzer Nachtrag muss noch sein. In der letzten Nacht wurden in ganz Europa die Uhren um eine Stunde zurückgestellt - von Sommer- auf Winterzeit. In Russland wurde die Zeitumstellung in diesem Frühjahr per Ukas aufgehoben, unter anderem mit der Begründung, dass durch die Zeitumstellung die Kühe litten. Jetzt haben wir also eine Zeitdifferenz von sieben Stunden zu Deutschland und ich kann behaupten, russische Uhren ticken anders.

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