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Nachtessen in fröhlicher Runde in der Wanderhütte |
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Aljona war die Stimmungskanone des Abends |
Jeder in Krasnojarsk kennt "Stolby" - so fing mein erster Eintrag zu diesem Naturpark an. Inzwischen konnte ich aus Gesprächen mit Schülern erfahren, dass es zwar jeder kennt, aber manche sind in ihrem Leben nie oder kaum jemals dort gewesen. Ich habe jetzt bereits die zweite Klettertour hinter mir und bin natürlich stolz wie Bolle, dieses Aushängeschild der sibirischen Natur mittlerweile so gut wie mancher Krasnojarsker zu kennen - und ich kenne nicht nur die Wege der Massen, sondern auch spezielle Pfade!
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Frühstück: Tee, Brot, Wurst, Käse und Kekse (schon alle) |
Beim letzten Mal hatten wir Rast in einer gefährlich am Berg hängenden Hütte gemacht und ich wollte schon damals gern in dieser Hütte übernachten. Diesmal war es so weit. Nach einem relativ späten Aufbruch am Samstag - die Schule endet bekanntlich auch samstags nicht viel zeitiger als in der übrigen Woche - kletterten wir in der Abenddämmerung durch den zunehmend dunkler werdenden Wald hoch zu der gemütlichen Wanderhütte. Dort empfing uns zu allererst ein ziemlich grummeliger junger Mann, ließ uns dann aber nach einigen Sätzen doch eintreten. Nun saßen wir im Dunkeln am grob behauhenen Tisch und warteten auf die anderen, die sich allerdings erst gegen Mitternacht angekündigt hatten. Doch dann ging die Tür doch schon gegen 21:00 Uhr auf und herein kamen zwei weitere junge Wanderelfen und setzten sich zu uns an den mit Kerzen erleuchteten Tisch. Die Tür ging auf, die Tür ging zu, und in der zunehmend heller mit Wanderlampen erleuchteten Hütte wurde es auch immer gemütlicher. Jeder legte, was er/sie an Essbarem dabei hatte, auf den Tisch und wir teilten ein herrlich abwechslungsreiches Abendessen. Die bereits sehr warme Hütte wurde so bis etwa 23:00 Uhr richtig voll, denn auch unsere Freunde schafften es früher. Und dann ging die Fete erst richtig los. Der Wein, ein wenig Wodka und vor allem der warme Tee ließ alle in bester Stimmung reden. Schweigen musste nur ich, da mein Russisch nicht ausreicht, um an solchen Gesprächen aktiv teilzunehmen. Dennoch war dies einer der besten Abende meines bisherigen Aufenthalts in Sibirien. Erst spät gingen wir dann in das Obergeschoss, wo zwei übereinander gestapelte Pritschen mit aufgelegten Matratzen genügend Platz für 14 Menschen (!) zum Schlafen bot.
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Ich bin oben auf dem Felsen ... |
Die Nacht allerdings war für mich nicht so erholsam, denn in der Hütte herrschten, nachdem den ganzen Abend der Kanonenofen bollerte, gefühlte 40°C und ganz mein Nebenmann auf der Pritsche liebte es, in unregelmäßigen Abständen leise und laute Grunzer, tief nachdenkliche Schnarcher und orkanartige Atemgeräusche von sich zu geben. So "erwachte" ich denn auch am nächsten Morgen etwas zerknittert und brauchte einige Zeit, um wieder ansprechbar zu sein. Aber schon das Frühstück - leider ohne richtigen Kaffee - brachte uns wieder auf die Beine, so dass wir nach einiger Zeit endlich zu der sehnlichst erwarteten Wander- und Klettertour aufbrechen konnten.
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... und konnte dieses Foto von oben schießen ... |
Die erfahrenen Stolbysti zog es denn auch gleich auf die erste und wahrscheinlich schwierigste Säule, die mir immer noch als unbezwingbar erscheint. Ich machte mich also lieber mit Dima und Olga auf den Weg zum weitaus leichteren "Löwentor", das mir allerdings beim letzten Mal auch unbezwingbar erschien. Dieses Mal raffte ich mich auf und - Hurra! - erreichte den Gipfel. Auch wenn mir der Ausblick von oben nicht geheuer war, fühlte ich mich dort oben schon gut. (Naja, für die erfahrenen Kletterer ist das "Löwentor" eher langweilig.) Nun hatte ich Blut gerochen und bestieg etwas später auch noch den "Opa" - na gut, es war nur seine Schulter, aber immerhin ...
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... und dieses (von "Opas" Schulter aus) und ... (kommt später) |
Diese Natur zu erleben und dabei auch noch den inneren Schweinehund besiegt zu haben, das ist schon eine tolle Sache! Wie gesagt, ich bin stolz wie Bolle.
Ach ja: Wenn ich weiter mit den Stolbysti unterwegs sein will, dann muss ich irgendwann einmal die erste Säule besteigen, denn das ist die Aufnahmeprüfung. Packen wir es also an - beim nächsten Mal, oder beim übernächsten oder ...
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