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Auf meinem Schulweg: eine der vielen Birkenalleen |
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Jetzt beginnt hier der Alltag, wie an meinen immer seltener werdenden Einträgen deutlich zu erkennen ist. Nicht, dass es jetzt nichts Neues mehr gäbe oder gar das Leben langweilig würde, aber das große Staunen, diese kindlichen Entdeckungen haben ein Ende.
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Auch das ist Krasnojarsk: Ein Zicklein in Pudelgröße |
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Alltag pur: Mein allabendlicher Ausblick vom Balkon |
Allein die Schule sorgt, ähnlich wie in Deutschland, dafür, dass mir nicht langweilig wird. Da passiert dann schon mal etwas Unvorhergesehenes. Interessant in diesem Zusammenhang sind die Subbotniks, die derzeit etwas häufiger angesetzt werden, weil natürlich das mittlerweile völlig abgefallene Laub weggebracht werden muss. Zudem soll am kommenden Freitag unsere nigelnagelneu renovierte Schule ganz offiziell - mit Vertretern der Stadt und dem hiesigen Fernsehsender "ТВК" - eingeweiht werden. Dafür sollen die Schule und das gesamte Gelände natürlich blitzen. Also hatte ich am Donnerstag mal einen kürzeren Tag (die Mädels putzten den Hof) und machte mich auf in die Stadt - ich wollte zu dem mir wärmstens anempfohlenen Buchladen "Еверест". Natürlich dachte ich bei einem Buchladen, der auch deutsche und englische Titel führt, an den größten Laden der Stadt. Aber dort hatte man an deutschen Büchern nur Schopenhauer in drei unterschiedlichen Exemplaren (allerdings immer das gleiche Werk). So fragte, nein radebrechte (oder radebrach?), ich mir meinen Weg durch die Stadt und fand nach langem Suchen in einer Seitenstraße ein Einkaufszentrum dieses Namens. Natürlich fand ich keinen Buchladen, musste also wieder radebrechen und ein sehr netter Verkäufer führte mich vor eine unscheinbare Hintertür, die allerdings verschlossen war. Die davor stehende junge Dame beteuerte allerdings, dass der Laden gleich aufmache, was auch fast im selben Moment geschah. In einem relativ kleinen und nicht natürlich zu beleuchtendem Raum standen Bücherregale, volgestopft mit deutschen, englischen, japanischen etc. Lehr- und Wörterbüchern. Literatur? Fehlanzeige! Nur die englische Abteilung hatte einige Taschenbücher - Massenware. Aber einen großen Erfolg hatte ich denn doch: Die Verkäuferin und auch die mich zuvor ansprechende Dame sprachen beide gutes Englisch - Ich konnte mich mit den Leuten flüssig unterhalten! Die bereits erwähnte junge Dame hatte denn auch einige Zeit zu einem netten Plausch - und wir tauschten vor dem Auseinandergehen noch Telefonnummern aus. Was mich allerdings etwas stutzig machte, war die sehr nette Frage: "Are you married?" ... (!?)
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Stadtansichten über den Jenisseij hinweg |
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Über diese Brücke geht jede Fahrt in die Stadt (vgl. 10-Rubel-Schein) |
Heute war ich dann im größten Einkaufszentrum von Krasnojarsk, in dem es einen "Hypermarkt" (so die eigene Werbung) namens "Окей" gibt. Ich wollte mal nach Weihnachtsgeschenken gucken, denn das Paket muss natürlich frühzeitig gepackt werden. Aber es ist gar nicht so einfach etwas Nettes und urtümlich Russisches zu finden, wenn die Läden noch nicht das geringste Anzeichen eines Weihnachstverkaufes zeigen. Während in Deutschland der Weihnachtskommerz ja schon Ende August beginnt, um den Leuten auch wirklich den letzten Groschen aus der Tasche zu ziehen, denkt hier noch keiner an das russische Weihnachtsfest - es ist ja auch erst am 7. Januar. Aber das war eigentlich auch gar kein Problem, denn dem touristischen Schnickschnack werde ich sowieso nicht auf den Leim gehen. Ich suchte eigentlich nur so Schnüsselkram, der auch die sehr strengen russischen Zollbestimmungen überlebt. Was verschenkt man, wenn ein Paket mit einem nicht zu hohen Gewicht durch den Zoll gelangen soll?
Nun, ich habe jetzt ein paar nette Sachen (hoffe ich), aber ganz zufrieden bin ich natürlich nicht: Die Sachen müssen durch den Zoll, dürfen nicht zerbrechlich und nicht verderblich sein, nicht zu schwer und typisch russisch. Soll ich Buchweizengrütze kaufen oder was? Nun, Weihnachten sollte sowieso nicht so sehr ums Schenken kreisen! Wer weiß heute denn noch, worum es bei Weihnachten geht? Und sollten nicht eigentlich alle Nichtchristen an diesem Tage arbeiten und damit etwas Sinnvolles tun?
So, jetzt ist aber Schluß mit dem Quatsch. Ich werde im November ein kleines Paket packen, damit dieses (hoffentlich) rechtzeitig zu Weihnachten zu Hause ist. Bücher werden jedenfalls nicht darin sein!
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