Dienstag, 30. August 2011

Наблюдение в Сибире: кое-что

Das Leben hier in Sibirien ist eigentlich gar nicht so sehr verschieden zu Deutschland, wie ich gedacht hatte, und dennoch ist es ganz anders. Um all die kleinen Kuriositäten, die mir hier begegnen, aufzuschreiben, bräuchte ich mehrere Seiten, und täglich kommen neue Dinge hinzu. Daher kann ich nur ab und zu einige Beobachtungen hier notieren.
Die Sibiriaken sind hart im Nehmen: Es war etwa 10°C kalt!
Einkäufe hier zu erledigen ist einerseits gar nicht schwer, denn das Sortiment der Supermärkte und Kaufhäuser ähnelt dem unsrigen, zumal viele Aufschriften von Markennamen in lateinischen Buchstaben vorhanden sind. Vieles muss man natürlich ausprobieren, aber das macht die Sache ja erst spannend! Andererseits steht man vor schier unlösbaren Problemen. So wollte ich eine Wanderhose kaufen und probierte hier eine Größe "M", wie ich es in Deutschland gewohnt bin. Aber selbst eine Hose der Größe "S" hing mir noch viel zu lang über die Füße. Dafür war die Hose viel zu eng. Sind denn alle Sibiriaken riesengroß und klapperdür? Nein, natürlich nicht! Vielmehr sieht man auf den Straßen viele kleinere Leute, und auch ein Besuch des Regionalgeschichtlichen Museums bestätigte diesen Eindruck. Hier kann man die Bekleidung und die Behausungen der sibirischen Ureinwohner und vieles mehr sehen. Die in dieser Gegend ansässigen Ewenken und die weiter nordöstlich wohnenden Jakuten machen eher den Eindruck eines sehr kompakten Körperbaus. Dieser Eindruck wird beim Kauf von Haushaltsgeräten auch bestätigt: Will man einen Besen oder Schrubber kaufen, haben diese ziemlich kurze Stiele. Putzen geht für mich einher mit einem tief gebeugten Rücken.
Das Museum sieht aus wie ein ägyptischer Tempel
Keinerlei Probleme ergeben sich für mich in Bezug auf die Essgewohnheiten der Russen. Da sind nicht nur die allseits bekannten Pelmeni und Wareniki, die Soljanka und der Borschtsch, nein, auch alle weiteren Speisen der russischen Küche sind einfach wunderbar. Ich hatte z.B. im Kalinka-Malinka ein Gericht aus Hühnchen in einer köstlichen Tomatensoße: eine (göttliche) Offenbarung! Nur gute Piroschki habe ich noch nicht gefunden, aber auch das kommt noch.
Eine kleine Umgewöhnung erfordert der Anblick vieler hiesiger Autos. Da Japan mit seinem Linksverkehr deutlich näher ist als Europa, sieht man extrem viele Direktimporte aus Japan mit dem Lenkrad auf der rechten Seite. Zudem fahren hier einige Autos, die sich der deutsche TÜV nur aus zehn Metern Entfernung ansehen müsste, um sie aus dem Verkehr zu ziehen. Aber so lange das Ding mindestens zwei Sitze, einen Motor und ein Gaspedal hat, kommt man damit immer noch weiter.
Was die Schule anbelangt, so läuft es hier ähnlich wie bei uns in Hankensbüttel. Die ersten zwei Wochen erfordern noch ein wenig Improvisationstalent, aber danach läuft es wohl alles glatt. Heute habe ich meinen Stundenplan erhalten und bin damit sehr zufrieden. Neben den festen Stunden gebe ich noch einige Konsultationen für die Prüfungskandidaten, kann mir aber den Samstag oft frei halten. Ja, hier gehen die Kindlein auch am Samstag zur Schule, denn sie wollen ja was lernen! Zudem müssen sie den Ausfall im Winter (ab -35°C) ausgleichen!

"Big Ben" in Sibirien am Rathaus
Die Krasnojarsker Jenisseijbrücke ist auf dem Zehn-Rubel-Schein zu finden

 So, genug geschwätzt. Eigentlich könnte ich stundenlang weiter machen, aber das sprengt dann wohl den Rahmen. Eins zeigt sich hier aber ganz deutlich: Wer eine andere Kultur wirklich kennen lernen will, darf nicht als Tourist vorbeischauen, sondern muss sich auf das Abenteuer Leben einlassen.




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