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Das Flüsschen Mana inmitten der großartigen Natur |
Wow! Was für ein Wochenende! Ich hatte ja erwartet, dass ich etwas von der sibirischen Natur sehen, nein erleben würde, aber was sich mir bereits am ersten Wochende meiner zwei Jahre in Sibirien bot, das übertrifft alle meine Erwartungen.
Kaum hier angekommen, bekomme ich schon von den neuen Freunden eine Einladung zu einer Abenteuertour mit einem selbstgebauten Floß. Letzte Woche rief mich Tanja an und fragte im Auftrag ihrer Mutter, ob ich nicht Lust dazu hätte. Naja, in meinem Leichtsinn sagte ich einfach zu, obwohl ich keineswegs zu einer solchen Tour ausgerüstet bin. Also musste ich mir erst einmal schnellstmöglich entsprechende Wanderkleidung besorgen.
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Wir sind fast soweit, die Boote zu Wasser zu lassen |
So stand ich am Samstag früh um 05:00 Uhr auf und fuhr dann zu dem mir völlig unbekannten Treffpunkt. Zum Glück half mir der Busschaffner und lud mich an der richtigen Stelle aus.
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Essen auf dem Boot - ein besonderes Fest |
Wir, das sind sieben Abenteurer, fuhren dann im schwer beladenen Kleinbus in die wilde Natur ans Ufer der Mana, eines kleinen Nebenflüsschens des Jenissej von der Breite der Elbe. Dort mussten wir erst einmal das Floß auf zwei mit Luft gefüllten Pontons und das Beiboot aufbauen. Man stelle sich jetzt bitte kein riesiges Floß vor! Zwischen die beiden etwa vier Meter langen Pontons wurde ein Metallgestell gelegt und darauf Holsplatten verschnürt. Das ganze Gefährt ist kaum 4x3, also 12 Quadratmeter groß - und darauf sollen sieben Menschen tagelang auf einem Fluss schippern?! Mir wurde ganz schwindelig bei dem Gedanken, aber schon nach wenigen Minuten fasste ich zunehmend Vertrauen, so dass es mich kaum überraschte, als die Frauen anfingen, auf dem Floß mit einem Gaskocher Wasser für Tee warm zu machen.
Da wir den ganzen Tag auf dem Fluss uns treiben ließen - nur ab und zu steuerte mal jemand ein wenig -, mussten wir dann dort auch etwas essen. Es gab каша, eine typisch russische Buchweizengrütze mit Hähnchen und dazu einen leckeren Tomaten-Gurken-Salat.
Den ganzen Tag auf dem Boot zu liegen und die herrliche Natur zu bewundern, während die Sonne für die notwendige Bräunung sorgt, das ist wahrhaft Urlaub! So dümpelten wir den ganzen Tag schwatzend auf der Mana runter und räkelten uns faul zwischen hohen bewaldeten Bergen. Nur einige kurze Pausen unterbrachen diese Tour.
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Sibirien ist im Sommer traumhaft schön, wie hier auf der Mana |
Ich lernte dabei nur durch das Zuhören unheimlich viel Russisch. Natürlich hatte ich in Tanja eine großartige Dolmetscherin, aber nach einigen Stunden gelang es mir bereits, mich mit allerlei Hilfsmitteln irgendwie verständlich zu machen. Diese wenigen Worte halfen mir dann auch Abends am Lagerfeuer, obwohl Tanja natürlich wichtige Passagen übersetzte.
Russland, wilde Natur, Zeltlager mit Feuer - woran denkt der Mitteleuropäer dabei? Naürlich an Wodka! Auch wenn das Gerücht von den wodkasaufenden Russen sich hier als völlig unsinnig erweist, tranken wir natürlich ein Schlückchen. Dazu geben die Russen dann immer richtig umfangreiche Toasts - Ansprachen, die oft sehr philosophisch ausfallen. Spät nachts ging es dann ins Zelt zum Schlafen, wo wir trocken den nächtlichen Regen verschlafen konnten.
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Olga und Nadja kochen leckeren Borschtsch |
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Jewgenij musste das Beiboot retten und soff fast ab |
Am grauen Sonntagmorgen gab es ein reichhaltiges Mahl aus belegten Broten, dem köstlichen Borschtsch, den Olga auf unserem Gaskocher und einem kleinen Feuer zubereitete, und Tee mit Marmelade. Auf dem Boot verlief der Großteil des Tages wieder ebenso geruhsam, wie der vorhergehende, nur unterbrochen vom Wechsel zwischen heißem Sonnenschein und windigen Regengüssen. Da die Mana aber an vielen Stellen trotz der Breite extrem flach ist, liefen wir dann immer wieder auf Grund. So boten diese Augenblicke immer wieder eine interessante Abwechslung: Socken ausziehen, runter vom Floß ins kalte Wasser und das Floß bzw. das Beiboot mit dem Gepäck freiheben.
Als ich gestern Abend trotz all der himmlischen Ruhe auf der Mana etwas müde nach Hause kam, wusste ich, das war ein besonderes Wochenende: Ich hatte viele neue Freunde gefunden, die mich bereits auf weitere Touren und in die баня, die russische Sauna, eingeladen haben. Zudem habe ich die tolle sibirische Natur erlebt und dabei, ganz nebenbei, viel Russisch gelernt.
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