Abends in Nobosibirsk - was kann man in Sibirien schon machen?
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Es war ein netter Abend im "Safran" |
Nein, Sibirien ist längst nicht mehr das Land, in dem die wilden Bären ungehindert über schlammige Wege durch kleine Städte ziehen, während sich die verängstigte Bevölkerung in ihren Holzhäusern verschanzen. Es gibt auch nicht mehr die "romantischen" Holzhäuschen mit qualmendem Ofen und ohne Strom und fließend Wasser. Zumindest die großen Städte können vollkommen mit dem europäischen Standard mithalten und bieten eine wirklich interessante Kneipenkultur für gesellige Abende - eine Kultur, die wir zu nutzen wussten.
Das fing schon am Sonntagabend an, als uns unser Natschalnik zu einem netten Abendessen in ein usbekisches Restaurant namens "Safran" einlud. So konnten wir, die OLK und die PLK, uns bei einem Gläschen
Mors und bei
Plow kennenlernen.
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Plow - von Deutschen gekocht |
Mors (russ.: морс) ist ein aus Waldbeeren hergestellter Saft, der aus dem Sud von Heidel-, Brom- und Himbeeren gewonnen wird und dann zur gewünschten Konsistenz mit Wasser verdünnt und zum Schluss gesüßt wird.
Plow (russ.: плов) ist ein ursprünglich orientalisches Reisgericht, das heute in ganz Zentralasien und auch in Russland (zumindest hier in Sibirien) weit verbreitet ist. Dabei wird der Reis mit Brühe abgekocht und dann mit allem, was die Küche hergibt - dazu gehören verschiedene Arten von Gemüse und natürlich Fleisch oder Fisch - bereichert und gedämpft. In Usbekistan ist dieses Nationalgericht sowohl Alltagsessen als auch Festessen und wird zum Beispiel bei Hochzeiten traditionell von Männern in riesigen Pfannen zubereitet. Besondere Zutaten sind oft verschiedene Nüsse und Rosinen.
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Auch in den Pausen in der Küche der ZfA kam man sich näher |
Genau solch einen usbekischen Plow, ganz fantastisch mit Erdnüssen und Rosinen zubereitet, durften wir im "Safran" genießen und waren sehr zufrieden damit - alle bis auf Alex! Dieser Kollege, der zur Zeit in Tomsk unterrichtet, war nämlich mehrere Jahre in Usbekistan und bekam dort "morgens, mittags und abends" Plow serviert.
Wo wir gerade beim Essen sind, möchte ich einen kleinen Ausflug zum Frühstück machen, denn ich hatte in Nowo endlich mal die Gelegenheit ein traditionelles russisches Frühstück zu genießen. Die Russen essen nämlich zum Frühstück kein Brot oder Toast sondern eine richtig gehaltvolle
Kascha.
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Das ist"пшёная каша" mit Erdbeeren - lecker!!! |
Die russische "каша" wird aus geschrotetem Korn gemacht, das in Wasser über Nacht ziehen kann, so dass das Getreide aufquillt. Dann wird das restliche Wasser verkocht und Milch dazu gegeben, wodurch ein richtig dicker, gehaltvoller Brei entsteht, der nach russischer Art kräftig gesüßt wird. Die wohl bekannteste "каша" aber ist die "гречка" - eine Buchweizengrütze,
die als Sättigungsbeilage zum Mittag gegessen wird.
So wie an diesem ersten Abend, hatten wir auch in den folgenden Tagen immer wieder kulinarische Höhepunkte, als wir zum Beispiel am Montag uns bei der deutschen Kollegin aus Nowosibirsk zur Wohnungseinweihung trafen und dort zu Wein und Wodka vorzüglich speisten und uns trefflich unterhielten.
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Speisen im Hauptquartier |
Für mich persönlich war der Mittwochabend ein ganz besonders schöner Moment. Wir waren zu sechst in ein Restaurant namens "Blindasch" gegangen und erlebten in einem wunderbar eingerichteten Nebenraum einen tollen Abend. Dabei muss man erwähnen, dass "Блиндаж" auf Deutsch soviel bedeutet, wie militärischer Unterstand. Dementsprechend war auch das Lokal in einem Keller mit vielen Erinnerungen an den "Großen Vaterländischen Krieg" ausgestattet, und unser Nebenraum war so eine Art Hauptquartier. Zu vorgerückter Stunde, mit ein wenig Wodka im Kopf, kam dann auch die berühmte russische Seele zum Vorschein und die Damen sangen wunderschöne russische Volkslieder, die mich tief berührten.
Wer einmal in seinem Leben diese melancholischen Lieder live gehört hat, wird sicher verstehen, warum das ein ganz besonderer Moment war - in den endlosen Weiten Sibiriens!
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