Sonntag, 20. Mai 2012

Путешествие на поезде до Новосибирск

Über dem Nowosibirsker Bahnhof geht gerade die Sonne unter
"Oh, wie langweilig!"
Wieder einmal, wie im Oktober, trafen sich die deutschen Lehrkräfte Sibiriens in der Hauptstadt des riesigen Gebietes, um gemeinsam mit den Ortslehrkräften neue Ideen zu entwickeln und Erfahrungen auszutauschen. Für mich war es eine gute Gelegenheit, Nowosibirsk besser kennen zu lernen und vor allem viel Neues für meine Arbeit zu lernen. 
Spät abends ging es also am Vortag mit dem Zug los in Richtung Westen. Die etwa elfstündige Fahrt über die für sibirische Verhältnisse kurze Distanz von 1.000 Kilometer in einem Schlafwagen der Transsibirischen Eisenbahn ist eines der größten Abenteuer, die man hier erleben kann. Besonders spannend ist sie mit einer "Плацкарт" im Großraumwagon, zusammen mit etwa 50 anderen Menschen. Da treffen dann schon mal, wie auf dieser Tour, eine Gruppe eishockeyspielender Kinder mit ihren Begleitern auf einen Zug russischer Soldaten mit komplettem Feldgepäck oder eben ein deutscher Lehrer auf ein Mütterchen, die mit ihrer fließend englisch sprechenden Tochter zum Arzt fährt.
Der Zug ist noch leer, alles liegt für die Nacht bereit
Aus Bequemlichkeit hatte ich dieses Mal für beide Fahrten - Hin und Zurück - einen Platz in einem "фирменый" Zug gebucht, was bei der Transsib bedeutet, dass die modernsten und saubersten Züge auf den wichtigeren und kürzeren Strecken eingesetzt werden. Damit betritt man dann einen "frischen" Zug, in dem nicht wie zum Beispiel auf der Fahrt von Moskau nach Wladiwostok Menschen auf relativ engem Raum seit Tagen zusammen unterwegs sind. Auch die Ausstattung der Züge ist deutlich moderner als auf vielen Langstreckenverbindungen. Ein Problem bleibt allerdings immer bestehen: die Schnarcher! Und genau in dieser Sache habe ich doch wieder einmal viel erlebt, denn obwohl sonst ausgesprochen ruhig, lag auf der Hinfahrt die einzige Dauerschnarcherin auch direkt neben mir. Trotzdem werden mir diese zwei Fahrten im Gedächtnis bleiben, denn ich hatte auf der Hintour die Gelegenheit zu einem ausgedehnten Gespräch, da eine junge Dame mit gutem Englisch übersetzen konnte.
Blick aus dem Fenster auf endlose Birkenwälder
Da ist noch etwas in einem russischen Schlafwagen, das hier unbedingt erwähnt werden soll. Die Fahrgäste können sich beim Schaffner, der immer für jeweils einen Wagon verantwortlich ist, kleinere Snacks und auch Fertiggerichte holen, die sie natürlich zu bezahlen haben. Kostenlos aber gibt es heißes Wasser für Tee in einem großen Samowar, so dass jederzeit Tee getrunken werden kann, wozu die meisten Russen kleine Süßigkeiten genießen.

Auch das ist ein Samowar.
Der "Самовар" ist das vielleicht russischste aller Kochgeräte, in dem ursprünglich über einem Kohle- oder Petroleumfeuer (moderne Samoware funktionieren allerdings mit Elektrizität) Wasser oder ein Teekonzentrat aus vielen Teeblättern mit relativ wenig Wasser erhitzt wird. Schon seit einigen Jahrhunderten ist dieser Wasserkocher nicht aus russischen Haushalten und auch aus den Großküchen wegzudenken, obwohl sich die Zubereitungsarten für Tee heute auf ein ungemein breiteres Spektrum an Möglichkeiten stützen. So hatten die russischen Truppen auf ihrem ohnehin mörderischen Feldzug in den Kaukasus 1839 auch noch riesige Samoware im Tross zu schleppen, denn ohne Tee hätten die Truppen mit Sicherheit gemeutert

Pionierdenkmal im Bahnhof


Die Rückfahrt in der letzten Nacht verlief dann aber umso ruhiger, denn im ganzen Wagon befand sich nicht ein einziger Schnarcher. So bin ich denn heute gut ausgeruht vom Seminar in Nowosibirsk zuhause in Krasnojarsk angekommen.
Wie würde man in England sagen? "Home, sweet home!"

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen