Sonntag, 13. November 2011

Сибирская "Lesefuchs" в Новосибирске

Na, was hab ich gesagt? U-Boot mit großer Besatzung
Die meisten sibirischen DSD-Schulen sind mittlerweile wohl ein wenig sauer auf die "ausgefuchsten" Krasnojarsker und Moskau werden wir auch noch das Fürchten lehren! Warum? Lest und ihr werdet es erfahren.
Ich hatte an die- sem Wochenende die Ehre, unsere Lesefüchsin Katja nach Nowosibirsk zum sibirischen Finale begleiten zu dürfen. Also machten wir uns am Freitag Abend von Krasnojarsk mit dem Zug auf den Weg. Schon diese etwa zwölfstundige Zugfahrt war einen besonderen Bericht wert. Wir fuhren, aus Kostengründen, diesmal nicht in einem Abteil, sondern im Großraumwaggon mit U-Boot-Atmosphäre: Man stelle sich einen lang gestreckten Raum mit einem sehr schmalen Gang vor, zu beiden Seiten schmale Pritschen, auf denen etwa 80 Menschen sitzen, liegen, kauern. Dieser Platz, sollte man meinen, reiche gerade so für die vielen Menschen aus - aber nein, auch das ganze Gepäck will verstaut werden. Nun war gerade Abendbrotszeit, so dass ein jeder sein Mahl ausbreitete, während die neu zugestiegenen Fahrgäste zuerst einmal ihr Bett beziehen wollten. Andere wiederum waren mit ihrer Garderobe etc. beschäftigt, so dass in diesem "U-Boot" eine rege Tätigkeit herrschte. Zu all diesen Angriffen auf den Seh- und Hörnerv kamen natürlich noch die Reizungen des Geruchssinns, denn all diese Ausdünstungen der Menschen, ihrer Mahlzeiten konnten kaum den mit etwa 30°C völlig überheizten engen Raum verlassen. So war denn diese heiße Nacht auch eine schier endlose Qual für den geschundenen Körper eines verwöhnten Westeuropäers. Der allerdings konnte sich am nächsten Tag ausruhen, während unsere Katja topfit sein sollte. Dösenderweise schliefen wir dann aber doch nach lange durchwachten Stunden in diesem ständig summenden und dampfenden Schlauch ein. Ich wurde jedoch regelmäßig wach - schweißgebadet, mich fühlend wie ein Suppenhuhn im Schnellkochtopf. Zur Abkühlung konnte man sich dann in den Raucherbereich zwischen zwei Waggons begeben, wo es wiederum so kalt war, dass eine dicke Eisschicht die Türen und den Boden im Zug bedeckten!
Der Chef ist da: Es kann losgehen!
Angestrengte Diskussion im Konferenzsaal
Gruppenfoto mit Siegerinnen. (Gut waren alle!)
So übernächtigt kamen wir also gegen 07.30 Uhr morgens in "Nowo" an und mussten jetzt noch knapp zwei Stunden in der so früh am Morgen toten und uns fremden Stadt totschlagen. Glücklicherweise hatte das "People's" auf und wir konnten noch einen Kaffee trinken und die Morgentoilette nachholen. Um 09.00 Uhr ging dann der große Tag mit einem Frühstück im Deutsch-Russischen Haus los. Also gestärkt und nur durch eine kleine Kaffeepause unterbrochen debattierten in den folgenden zweieinhalb Stunden die zwölf jungen Damen über fünf deutsche Jugendbücher, um herauszufinden, welches der von Köln geschickten Bücher das Beste sei. Jede der jungen Damen hatte sich auf ein Buch besonders vorbereitet, um dieses zum "Buch des Jahres" küren zu lassen. Was aber allen noch viel wichtiger war, war die Wahl des "Besten Sibirischen Lesefuchses" des Jahres 2011 - nun gut, es waren eigentlich keine Füchse da, denn der weibliche Faktor war überwältigend. In der ersten Runde diskutierten die Mädchen dann über Der kleine Mausche aus Dessau, ein Buch über die Reise des kleinen Moses Mendelssohn von Dessau nach Berlin im Jahre 1743. Dann sprach man über Gedisst, in dem der Hannoveraner Autor die Zustände im sterbenden Schwedt aus Jugendsicht kommentiert, und über Herz Klopf, in welchem ein Psychopath ein Mädchen entführt. Die zweite Runde beschäftigte sich dann mit Blitzlichtgewitter, das den Gebrauch moderner Medien beim Mobbing beleuchtet, und mit dem Gewinnerbuch Zebraland, in dem Jugendliche nachts ein Mädchen überfahren und dann Fahrerflucht begehen, wodurch das Mädchen auch stirbt. (Jaja, liebe russische Jugendliche, in Deutschland herrscht Mord und Totschlag, Hass und Mobbing!?)
"Unsere" Katja strahlt: Wieder mal gewonnen!
Dann kam die Stunde der Wahrheit! Jede, sowohl die Teilnehmerinnen als auch die Begleiterinnen, hatte eine Stimme, die sie (ich war der einzige männliche Wahlberechtigte, weshalb ich diesen Teil vernachlässige) nur sich selbst nicht geben durfte. Ich verließ dann, als es zur Auszählung kam gemeinsam mit den Teilnehmerinnen den Raum, um draußen ein wenig frische Luft zu tanken, so dass mir das Ergebnis auch erst unbekannt war. Es gab hier viele gute und sehr gute Teilnehmerinnen, wer ahnt denn da gleich das, was dann kommen sollte?
Ehrung und Preisverleihung: J. Dortmann vom IVdK und Anna, die Siegerin auf der Ebene des IVdK, daneben W. Jasser vom ZfA und Katja, Siegerin auf der Ebene der DSD-Schulen


Um die lange Geschichte kurz zu machen: Katja hat trotz der erschwerten Bedingungen (s. Reise im "U-Boot") allen anderen wieder einmal gezeigt, dass die besten Deutschschüler Sibiriens aus Krasnojarsk kommen - ein klarer Sieg nach Punkten. Und jetzt? Moskau, wir kommen, euch das Fürchten zu lehren! (Ich kann mir richtig gut vorstellen, wie man sich dort noch die Wunden vom letzten Jahr leckt und schon wieder stönt: "Oh Gott, Sibirien schickt mal wieder das Gymnasium Nr. 6 aus Kransojarsk!")

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