Sonntag, 11. November 2012

Ура, зима пришла!

Hier zeigt sich wohl die Macht der Natur - der Mensch ist nur ein Wicht demgegenüber!
Gegen Ende seines vierwöchigen Sibirienurlaubs warf mein Vater die Frage auf, woher denn die Furcht vor Sibirien stammen könnte. "Am hiesigen Klima kann's ja wohl nicht liegen", beantwortete er auch gleich seine Frage und stellte einmal mehr fest, dass ihm die Augen wegen der fast ständig strahlenden Sonne weh taten. "Ja", möchte ich ihm heute zurufen und wieder einmal hinzufügen, dass er Sibirien noch gar nicht von seiner schönsten Seite kennengelernt hat. Jedem Besucher dieses endlosen Landes kann ich nur immer wieder raten, im Winter hierher zu kommen. Und einmal mehr bestätigt sich jetzt die unbeschreibliche Schönheit des sibirischen Winters.
Den Helden des Krieges
Seit etwa einer Woche hat der Winter Krasnojarsk fest in der Hand, mit leichtem Schneefall und Temperaturen um die -10°C und natürlich Sonne! So habe ich mich heute auf den Weg gemacht in den Nordosten der Stadt, wo sich ein recht großer Park oberhalb des Jenissej befindet. Ich war allerdings ein wenig zu früh da, denn noch hielten sich hartnäckig die Wolken, aus denen es in der Nacht geschneit hatte, und tauchten den typisch sowjetischen Park mit seinen Denkmälern für die Helden des Großen Vaterländischen Krieges in ein milchiges Grau. Als dort oben ein beständiger Wind die letzten Schneeflocken mir ins Gesicht trieben, erinnerte ich mich bald an ein Kindheitserlebnis, das ich fast vergessen hatte.

Ich glaube, es war im Winter 1981/82 als ich zu einer Kur in Bad Brambach im Erzgebirge war. An einem der schneereichen Wintertage machten wir eine Wanderung, auf der uns immer ein sehr steifer Wind begleitete. Als junger Bengel träumte ich natürlich von tollen Abenteuern und wähnte mich auf einer Polarexpedition, der ein
schneebedeckte Wildkirschen
Schneesturm in eisiger Kälte die Sicht nimmt, während die starken Kerle sich durch den hüfthohen Schnee kämpfen. Es war für uns kleine Kinder eine harte Aufgabe, aber wir waren ja hartgesotten und kamen also mit letzter Kraft an unser Ziel, wo dann eine nette Frau mit heißem Tee (oder war es Kakao?) auf uns heroische Polarforscher wartete.
Das ist mitten in der Stadt!
Nun, hüfthoch steht der Schnee noch lange nicht, aber die geschlossene Schneedecke schluckt doch schon viele Geräusche und mindert damit den schrecklichen Verkehrslärm. Da ich nun so früh fernab der großen Straßen fast ganz allein unterwegs war, konnte ich bei jedem meiner Schritte dieses herrliche Knirschen unter den Stiefeln vernehmen. Als ich dann aus dem Park herauskam und weit oberhalb des Jenissej durch die Wildnis stapfte, brach auch der Himmel auf und gab die strahlende Sonne frei.
Vor diesem Anblick verstummt der Wicht entgültig!
Sonne, Sonne, Sonne ...
Von dort oben schweifte nun mein Blick weit über das Tal des Jenissej und brach einem neuen Traum Bahn. Ich blickte hinunter auf eine weite Ebene, immer wieder durchbrochen von den flachen, sich windenden Armen des Flusses. Vor mir lag eine wilde, sumpfige Landschaft, wie man sie sonst nur mitten in der Taiga Sibiriens, zum Beispiel in der berühmten Tunguska-Region etwa 800 Kilometer nordöstlich von Krasnojarsk, sehen kann. Und so ging ich immer weiter auf dem Hochplateau, den Blick zumeist hinunter in die "sumpfige", weiß gepuderte Ebene gerichtet, bis ich dann wieder gezwungen war, in den Lärm und Dreck der großen Stadt zurückzukehren.
Heute zeigte sich wieder einmal, was ich gern wiederholen möchte: "Liebe Besucher Sibiriens, wenn Sie eine einmalige, unvergessliche Reise erleben wollen, dann kommen Sie im Winter hierher. Kaufen Sie sich hier die notwendige Winterausstattung und wandern Sie in die schneebedeckte sibirische Taiga!"

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