Samstag, 20. Oktober 2012

Холодные дни в Красноярске (2)

Wie aus einem Märchen ...
Heute nun beschloss ich an einem milchig-sonnigen Vormittag - es hatte in der letzten Nacht nur ein bisschen geschneit -, meine Entdeckungstouren mit dem Bus fortzusetzen und stieg gegen Mittag in einen mir nicht genauer bekannten Bus in eine mir völlig unbekannte Gegend. Aber schon während der Fahrt setzte leichter Schneefall ein, der nach meinem Ausstieg in einer eher dörflichen Gegend sich zusehends verstärkte.
Da stand ich nun zwischen alten und noch älteren Holzhäuschen auf einer "Straße", die nach mitteleuropäischen Maßstäben diesen Namen nicht verdient, und sah zwischen den tanzenden Schneeflöckchen in russische Gärten. Ein russischer Garten, das muss hier unbedingt erwähnt werden, hat mit den penibel gepflegten deutschen Rasen- und Blumenflächen nichts gemein. Da wird jeder Milimeter mit praktischem Nutzen in Anspruch genommen durch den Anbau von Obst und Gemüse, das die vom schwer verdienten Geld zusammengekauften Lebensmittel oft genug mehr als nur ergänzt.
Die meisten der Gärten, die ich dort zu Gesicht bekam, machten allerdings einen sehr verwahrlosten Eindruck als Ablageplatz für Baumaterial und Schutt. Mittendrin dann die oft windschiefen Holzkaten in Graubraun - dazwischen allerdings entdeckte ich auch ein paar recht schnuckelige, bunt bemalte Holzhäuschen in bester russischer Tradition.
Aufgrund der Kälte und weil es in dieser Gegend nicht viel mehr zu sehen gab, machte ich mich schon bald wieder auf den Weg, stieg in einen (wie sollte es anders sein?) mir unbekannten Bus und kam mit diesem zum "Проспект Газеты Краснояпский Рабочий" (ja, so heißt tatsächlich die
wichtigste Hauptstraße auf dem rechten Ufer, weshalb man nur kurz "Krasrab" sagt), wo ich mich dann wieder besser auskannte. Allerdings war ich nie bis zu dieser Ecke vorgestoßen und war erstaunt, wie schön es dort war. Da entdeckte ich dann auch - man höre und staune! - ein niedliches Denkmal, das die Bremer Stadtmusikanten darstellte: Esel, Hund, Katze und Hahn!
Mit Hunger im Bauch und kalten Füßen hielt ich mich aber nicht allzu lange dort auf und suchte die nächste Stolowaja, die auch bald mit der "Stolowaja Samowar" gefunden war. So gemütlich, wie es der Name (Ein
Samowar im Zug der Transsib
"Samowar" ist die traditionelle russische Tee"maschine", die heute aber höchsten noch in den Zügen der Transsib Anwendung findet.) versprach, war es dann auch in der kleinen Kantine. Auf Holzbänken an massiven hölzernen Tischen konnte ich mich wunderbar aufwärmen und dabei meine Soljanka, den Mors und ein typisch russisches Hauptgericht genießen. Aber schon der Blick aus dem Fenster sagte mir, dass meine Tour für heute vorbei war. Es hatte wildes Schneetreiben begonnen, das bis jetzt anhält und die ganze Stadt in ein märchenhaftes Weiß taucht.
Dieser Anblick, aus meinem Fenster heraus, mag mich vielleicht ein wenig über den Gedanken an 25°C Sommersonnenwetter in der Heimat hinwegtrösten. Im November und Dezember lebe ich wieder auf der Sonnenseite.
Die "Uliza Wawilowa" vor meinem Fenster am 20. Oktober 2012, um 20.30 Uhr!

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