Montag, 30. April 2012

Семинар "Lesefüchse" в санаторий "Валуево"

Walujewo ist ein kleines Wochenendhäuschen eine russischen Fürsten, das die Sowjets in ein Sanatorium umwandelten
Der Park ist heute öffentlich...
Vielleicht hat sich der eine oder andere Leser schon einmal gefragt, warum ich in der letzten Woche für nur drei Tage nach Moskau geflogen bin. Es ist ja doch nicht ganz alltäglich, rund 4.000 Kilometer für eine kleine Stippvisite zurückzulegen, wobei ich bei diesem Kurzbesuch noch nicht einmal Moskau gesehen habe - weder den Kreml noch den Roten Platz oder irgendeine andere der vielen weltberühmten Sehenswürdigkeiten.
Gute Laune am Abend
... und verfügt über schöne Natur
Vom 22. bis zum 26. April trafen sich die deutschen DSD-Lehrer aus allen Regionen Russlands und aus der Mongolei zu einem Seminar zum Thema "Lesefüchse" (genaueres dazu gibt es in den Einträgen vom 31.10.11 und vom 13.11.11)  in einem am Stadtrand Moskaus gelegenen Sanatorium. Unsere Aufgabe war es, die kommenden "Lesefchs"-Wettbewerbe auf eine neue gemeinsame Grundlage zu stellen, mit der alle Regionen gut arbeiten können - immerhin liegen die einzelnen teilnehmenden Schulen zum Teil über 6.000 Kilometer auseinander. So trafen sich also am letzten Sonntag im warmen Moskau-Walujewo 22 deutsche Lehrer aus Sibirien und der Mongolei, aus Moskau und den wichtigen Städten des "Goldenen Rings" wie Jaroslawl und Nishni Nowgorod, aus der Leningrader Region und aus Wolgograd.

Das sibirisch-mongolische Team
Der "Goldene Ring" ist ein nördlich und östlich von Moskau gelegener Ring altrussischer Städte, in denen man einen tiefen Einblick in die frühe russische Geschichte des Moskauer Großfürstentums erhalten kann. Aufgrund dieser Tatsache ist gerade der "Goldene Ring" wie kaum eine andere Region sehr gut touristisch erschlossen und zählt heute zu den beliebtesten Reisezielen vieler Touristen, die dort tief in die russisch-orthodoxe Kultur eintauchen können, allerdings wenig vom wahren Leben der Russen heute erfahren, wenn sie auf den festgefügten Routen touristischer Unterhaltung bleiben.

Maria - die Chefin
Tagsüber saßen wir also trotz des herrlichen Frühlingswetters - für uns Sibiriaken war nicht der Sonnenschein, von dem wir mehr als verwöhnt sind, das Besondere, sondern die angenehme Wärme von 20°C - in einem kühlen Konferenzraum und beschäftigten uns mit dem Ablauf und der Bewertung des Wettbewerbs auf Schul-, Regional- und Landesebene. Heftig gerungen wurde darum, wie besten Deutschlerner an russischen Schulen zu ermitteln sind.
Wir haben wirklich hart gearbeitet!
Die Abende waren dann einem geselligen Beisammensein vorbehalten, bei denen die Kollegen ihre unterschiedlichen Erfahrungen mit den russischen Schülern austauschen konnten und sich untereinander besser kennen lernten. Mir sind dabei einige sehr interessante Auslandsdienstkarrieren ins Auge gefallen, Kollegen die zum Teil schon seit zwanzig Jahren in den ehemals sowjetischen Ländern an DSD-Schulen unterrichten und mir damit aus ihrem riesigen Erfahrungsschatz so manchen guten Tip geben konnten. Für diese hilfreichen Informationen nimmt man doch gern die weite Reise - obwohl ja 4.000 Kilometer in Russland, zumindest in Sibirien, nichts Besonderes sind - in Kauf.
Filmanalyse im Sanatorium: Das "Lesefuchs"-Finale 2010 in Moskau (Die Siegerin kam aus Krasnojarsk!)

Donnerstag, 26. April 2012

Емельяново до Внуково и обратно

Ich habe heute den halben Tag verpennt, weil der Jetlag sich ziemlich deutlich auswirkt, wenn man Richtung Osten fliegt und dabei einfach einige Stunden in einem Zeitloch verschwinden. Nein, ich bin von Krasnojarsk nicht noch ein paar tausend Kilometer nach Osten geflogen, sondern war nach über neun Monaten mal wieder für ein paar Tage in Europa, in Moskau.
Im Hintergrund des Flughafens Jemeljanowo sieht man die von der Morgensonne beschienenen Wälder der sibirischen Taiga.
Viel Platz im Komfortbereich
Am Sonntag ging es sehr früh zuhause los zum Flughafen Jemeljanowo, wohin mich freundlicherweise Micha mitnahm, denn er hatte gerade Frühschicht bei der hier stationierten Lufthansa-Cargo. So kam ich gegen halb sechs Uhr morgens auf dem Flughafen an und konnte in aller Ruhe einchecken. Dann ging es weiter zum Flugzeug auf dem Rollfeld, was bei uns hier mit einem Bus organisiert wird. Erst als ich auf meinem Platz im Flugzeug angekommen war, bemerkte ich welches Glück ich hatte, denn man hatte mich im Komfortbereich eingecheckt. So konnte ich es mir auf drei sehr ruhigen Plätzen im vorderen Bereich gemütlich machen und schlafen, aus dem Fenster sehen, oder eben in 11.000 Metern Höhe fürstlich speisen. Nach fast fünf Stunden Reisezeit kamen wir dann nur etwa eine Stunde nach der Startzeit in Moskau-Wnukowo an, wo ich auf die anderen sibirischen Kollegen traf.
Ein eisbedeckter See aus 11.000m Höhe
Wenn es einem zu gut geht, dann rächt sich das - oder, mit anderen Worten, "wer hoch steigt, fällt tief"!
Dieser Spruch bewahrheitete sich dann heute nacht auf dem Rückflug, denn diesmal platzierte man mich in der Holzklasse, direkt hinter den Triebwerken! Wir kamen pünktlich um 19.00 Uhr auf dem Flughafen Wnukowo an und ich musste mich erst einmal in eine elendig lange Schlange zum Check-In anstellen. Als ich dann das Ticket hatte, ging es durch die Sicherheitsschleuse, die man in Russland nur ohne Schuhe und Gürtel mit vollkommen entleerten Taschen betreten darf. Manchen passiert es sogar, dass sie Pullover oder Hemd ausziehen müssen. (Ich bin ja froh, dass ich noch mehr als nur die Unterwäsche anbehalten durfte.)
Nicht Sibirien im Winter, sondern ein wolkenverhangener Tag
In dem vollgestopften Flugzeug bewegte ich mich dann durch das Gewühl zu meinem weit hinten gelegenen Platz und bemerkte sehr zeitig die fünf oder sechs Kinders im Windelalter, die rund um mich herum platziert waren. Grundsätzlich sind Kinder natürlich etwas sehr Schönes, wenn aber schon vorab einige Kinder wegen ihrer Flugangst oder der Übermüdung angesichts eines Nachtfluges schreien, dann vergisst man eben diese Kinderliebe. Wie um die Reise spannender zu machen, waren die Sitze in diesem Teil ganz besonders eng zusammengestellt. Als der Kapitän dann die Triebwerke zu höherer Leistung trieb, merkte ich auch schon, dass das Heulkonzert der lieben Kleinen nicht ganz unberechtigt war, denn rundherum erzitterte alles in der gewaltigen Machtdemonstration moderner Technik. So ging es dann mit einiger Verspätung spät abends los und ganz besonders ein kleiner Junge mit südländischem Hintergrund schrie sich die Seele aus dem Leib. Die Eltern beschäftigten sich dann ununterbrochen mit dem Kleinen und reagierten auf den kleinsten Mucks, was der Bengel natürlich weidlich ausnutzte. Er dachte sich wohl, 'Es ist so schön, wenn sich alles um mich dreht.', so dass bei uns immer "gute" Stimmung war. So war auf dem ganzen Flug auch nicht eine Sekunde an Entspannung zu denken.
Das ist Moskau? Das ist auch Moskau!
Ensprechend genervt kam ich dann um 7.00 Uhr morgens mit Jetlag an und verschlief den halben Tag.

Sonntag, 15. April 2012

Давайте христосоваться и есть куличи!

"Христос воскресе!" Mit diesen Worten begrüßt man heute einen Freund, worauf dieser antwortet: "Воистину воскресе!" Es ist nämlich Ostern in Russland, doch ist das für einen Außenstehenden zufälligen Beobachter nicht so einfach zu erkennen. Während in Deutschland der Osterkommerz oft schon im Januar - also kurz nach dem Weihnachtskommerz - losgeht, findet er hier erst gar nicht statt. Nirgends waren in den Supermärkten und Schokoladengeschäften irgendwelche besonderen Osterleckereien aufgebaut. Und auch die aufdringlich knallbunt gefärbten Eier, die in Deutschland allerorten herumliegen, sucht man hier vergeblich und das, obwohl Ostern auch heute noch zu einem der wichtigsten Feste in Russland gehört.
Der Ostergottesdienst ist ein farbenprächtiges Spektakel
Besonders ist das Osterfest natürlich für die orthodoxen Christen wichtig. Es beginnt auch lange vorher mit der Fastenzeit, in der kein Fleisch gegessen werden darf - selbst Restaurants bieten in dieser Zeit Fastenmennüs an. So richtig festlich wird es dann erst am Samstag gegen Mitternacht, wenn die Menschen in großer Zahl in die Kirchen für den Ostergottesdienst strömen. Oft sind dann die Kirchen derart überfüllt, dass es kaum noch einen Stehplatz gibt.
Kulitschi auf dem Markt...
Und hier verbinden sich religiöse und weltliche Traditionen miteinander: Viele der Besucher haben nämlich ihre Osterbrote "куличи" mitgebracht und lassen sie vom Popen einsegnen. Diese Osterbrote werden dann am Ostersonntag gemeinsam mit Freunden gegessen oder auch verschenkt.

... und bei mir zuhause
"Куличи" gehören unbedingt auf jede russische Ostertafel. Das sind oft sehr würzige Hefeteigbrote, deren Zubereitung eine Wissenschaft für sich ist. In den Hefeteig werden viele unterschiedliche Gewürze und zumeist auch Rosinen eingearbeitet. Dieser Teig wird dann in einer Eimerform gebacken, wobei man genau auf den Umfang und die Höhe des Osterbrotes achten muss, um danach die genaue Backtemperatur einzustellen. Nach dem Backen bestreicht man das abgekühlte Brot mit einer klebrigen Sahne-Zuckerguss-Mischung und streut oben noch bunte Streußel auf.

Wer einmal einen  "кулич" nachbacken will, sollte viel Zeit und Nerven haben - ein Rezept gibt es unter http://www.russlandjournal.de/russland/reiseinformationen/feiertage/ostern/ - und viel Spaß beim Ausprobieren. Ich habe mir auf dem Markt eines dieser Osterbrote gekauft (für 30 Rubel!) und es probiert. Es schmeckte ... Nun, sagen wir es war "interessant".
Das Osterei für die Zaren von Faberge
Wenn man auch in den Supermärkten keine bunten Eier findet, so ist doch die Tradition des Eierfärbens hier auch sehr lebendig. Bereits am vorhergehenden Samstag oder am Ostersonntagmorgen werden dann die gekochten Eier in Essiglauge bunt gefärbt. Traditionell allerdings machte man das Färben noch mit Zwiebelschalen, was zwar die Fülle der Farben stärker einschränkt, die Eier aber weitaus natürlicher erscheinen lässt. Dazu werden oft noch bunte Bildchen auf die Eier geklebt, so dass hier kleine Kunstwerke entstehen und manch einen an die sündhaft teuren Faberge-Eier erinnert. Mit den hart gekochten Eiern hängt eine weitere wichtige Tradition zusammen: das sogenannte Eierschlagen. Zwei Personen stellen sich mit jeweils einem Ei in der Hand gegenüber auf und sagen: "Давайте христосоваться!" Dann werden die beiden Eier gegeneinander geschlagen und derjenige, dessen Ei dabei kaputt geht, muss dieses an sein Gegenüber abgeben. Was passiert, wenn beide Eier zerschlagen werden, konnte ich nicht herausfinden.

Ebensowenig konnte ich abschließend herausfinden, wie die Terminierung des Osterfestes erfolgt und warum Weihnachten zwei Wochen später als im Westen liegt, während Ostern nur eine Woche später ist. Die Berechnung dieses Termins ist wiederum ein sehr komplizierte Angelegenheit, bei der auch das jüdische Pessach-Fest (in diesem Jahr zeitgleich mit dem katholischen Ostern) eine Rolle spielt. Der Termin für das russisch-orthodoxe Osterfest muss nach dem 3. April und nach dem jüdischen Pessach-Fest liegen.
Aber eigentlich ist das nicht so wichtig. Für die Russen ist es viel wichtiger, dass sie diesen Tag im Familienkreis verbringen und sich beim Essen auch ausgiebig mit ihren Freunden unterhalten können.

Sonntag, 8. April 2012

Пасха

Es ist Ostern!
Papst Bendikt XVI.
In Rom hält der Papst eine Messe nach der anderen und mahnt dabei die Familien, durch den Anblick Christi am Kreuze ihre eigenen Probleme nicht zu hoch zu bewerten, während zig-tausende Menschen vor dem Kolosseum und dem Petersdom auf Reformen warten, die dieser Papst jedoch vehement ablehnt.
Messe am Kolosseum
In Iztapalapa/Mexiko veranstalten junge Menschen die größten Oster-Passionsspiele der Welt und schauen dabei einem doch recht blutigen Spektakel zu, dessen Hauptdarsteller - freiwillig - sich Grausamkeiten zufügen lässt, die sonst in der mordernen Welt abhanden gekommen sind.
Die Kfar-Shaul-Klinik in Jerusalem
In Jerusalem ziehen schier endlose Ströme christlicher Touristengruppen mit bunten Basecaps durch die Straßen und versuchen, entlang der Via Dolorosa den Kreuzweg Jesu von vor knapp 2000 Jahren nachzuvollziehen, nicht eingedenk der Tatsache, dass das damalige Jerusalem vor der Zerstörung durch die Römer im Jahre 70 nicht nur mehrere Meter tiefer gelegen haben muss sondern auch einen etwas anderen Straßenverlauf hatte. Die von diesem Touristenrummel aufgescheuchten  Bewohner Jerusalems - in der Mehrheit Araber - nutzen den Trubel für gute Geschäfte, während die Polizei gerade derzeit wieder verstärkt damit zu tun hat, am Jerusalem-Syndrom erkrankte christliche Pilger einzusammeln, damit diese sich in der nahe gelegenen Kfar-Shaul-Klinik von ihrem Wahn, die heilige Jungfrau Maria oder der Apostel Paulus zu sein, erholen können.
Wolken über Krasnojarsk
Und hier in Russland? Nichts, rein gar nichts! Das Einzige, was diesen Ostersonntag von fast allen anderen Tagen im Jahr unterscheidet, ist der wolkenverhangene, etwas düstere Himmel über Krasnojarsk. Dieses Wochenende ist hier wie jedes andere, da die orthodoxe Kirche sich weiterhin an den 1918 auch in Russland abgeschafften julianischen Kalender hält. Warum nun aber Ostern nur eine Woche und nicht wie Weihnachten zwei Wochen später, wie und ob überhaupt es hier gefeiert wird, hoffe ich noch bis zur nächsten Woche herauszufinden.

Nachtrag: Es ist jetzt Abend und die Sonne hat den Kampf gegen die Wolken gewonnen, wie jeden Tag!

Freitag, 6. April 2012

Экзамен: "DSD I - MK"

Die Prüflinge in freudiger Erwartung

Nun sind also alle Prüfungen in diesem Jahr abgelegt und alle Schüler unserer Schule haben die DSD-Prüfung bestanden. Auch diesmal sind trotz einiger Bedenken unsererseits alle durchgekommen und haben damit für einige Überraschungen gesorgt.
Thema: Leseratten heute?
Die Prüfer im Gespräch
Eigentlich ging der ganze Trubel schon am Sonntag los, weshalb ich so lange nicht geschrieben habe. Unsere Prüfungsvorsitzende kam am Sonntag spätabends mit dem Zug aus Nowosibirsk hier an und wurde erste einmal vom Bahnhof abgeholt, denn es ist nicht so einfach, ohne Ortskenntnisse allein in der Stadt herumzukommen. So konnten wir der Kollegin erst einmal eine kleine Stadtrundfahrt bieten, bevor es ins Hotel ging. Am Montagmorgen holte ich dann Gabi dort ab und wir gingen zur Schule, um die Pilotprüfungen abzunehmen. Dabei werden - wie im DSD II - zwei Schüler der folgenden Klasse zu einer Probeprüfung eingeladen, die wir zu bewerten haben. Die Prüfungskandidaten aus den 9. Klassen sind alle mit dabei und können so schon vorab einmal den Ablauf der Prüfung sehen und sich darauf einstellen. Wir erlebten denn auch zwei passable Pilotprüfungen, die den Kandidaten viel von der ursprünglichen Angst nehmen konnte, auch wenn die Aufregung an den zwei folgenden Tagen der richtigen Prüfungen erhalten blieb.
Das Thema dürfte hier klar sein, oder?
Der Obergaden des Kölner Domes
Jarik als Hahn im Korbe!
So sahen die Präsentationen aus
Es waren zehn Mädchen und vier Jungen im Alter von 14 bis 16 Jahren angetreten, um mit dem Deutschen Sprachdiplom Stufe I ihre Kenntnisse der deutschen Sprache nachzuweisen, und sie alle absolvierten die Prüfung mit Erfolg.
Nun erfolgt zumindest der erste Teil der 15-minütigen Prüfung ein wenig anders als beim DSD II. Dem Kandidaten wird hier nicht ein bisher unbekanntes Thema vorgelegt, das er/sie in 20 Minuten vorzubereiten und dann sinnvoll vorzustellen hat. Die Jugendlichen kommen beim DSD I ohne Vorbereitungszeit in die Prüfung und sollen erst einmal einige Minuten in der Fremdsprache frei über sich selbst und ihr Leben erzählen. Deshalb gab ich ihnen zuerst Gelegenheit, sich so ausführlich wie möglich selbst vorzustellen, was in mehreren Fällen fast dazu führte, dass wir Prüfer kaum noch Fragen dazu stellen konnten.
Meditation vor der Prüfung
Hundertwasser in Magdeburg
Im zweiten Teil der Prüfung stellen sie dann ein vorbereitetes Projekt vor und müssen im Abschluss einige Fragen dazu beantworten. Die Jugendlichen hatten dazu Facharbeiten erstellt, die Gabi zu Beifallskundgebungen reizten, denn gerade in der Form waren einige Arbeiten wohl wirklich gut. Der Vortrag zum Projektthema erfolgt dann mithilfe einer Powerpointpräsentation, wobei auch diese in den meisten Fällen wirklich gelungen waren. Wer einmal eine dieser Präsentationen von oft professionellen Rednern gesehen hat, wird sicher einschätzen können, wie furchtbar schlecht eine Präsentation für Legastheniker ist. Daher hatten wir den Schüler auch sehr deutlich gemacht, dass sie nicht auf Powerpoint das aufschreiben sollen, was sie dann sagen, denn wir könnten es dann auch selbst lesen. Daran hielten sich die Prüflinge ausnahmslos und so konnten wir noch einiges lernen zu gesunder Lebensweise und den Betrügereien bei "Bio"lebensmitteln, zu Freizeitaktivitäten von Jugendlichen, zu Musik- und Lesevorlieben. Sehr interessant, aber auch sehr kompliziert, war ein Vortrag zur jüdischen Kultur in Russland. Eine Schülerin hatte kritisch über die Rolle der Gewalt im Fernsehen nachgedacht, eine andere über den Pferdesport. Auch die Architektur des Kölner Domes und, in einer anderen Präsentation, der Hundertwasser-Gebäude wurde uns näher gebracht. Besonders interessant waren für mich die Themen, in denen die Jugendlichen aus eigenen Erfahrungen berichteten.
Stadtleben in Krasnojarsk
Eine 15-jährige hatte zum Beispiel im Sommer in einem Krankenhaus gearbeitet und dabei vieles über Diabetes erfahren. In einem Fall hatte sich eine Schülerin durch die Beschäftigung mit dem Thema "Stress" aus der eigenen Überforderung befreit, und ein anderes Mädchen dachte kritisch über die Probleme des Lebens in einer Stadt wie Krasnojarsk nach und berichtete dabei auch von ihren eigenen Erfahrungen.
Zum Abschluss gab es noch Speis und Trank
Wir konnten also am Mittwoch Nachmittag feststellen, dass die Prüfungen sehr positiv verlaufen sind, was dann in eine kleine Feier mündete.
Nach ihrer eigenen Aussage, war es für unsere Gästin aus Nowo eine sehr gute Zeit und wir hoffen, dass wir auch weiterhin so gute Ergebnisse vorweisen können.

Sonntag, 1. April 2012

Донесение настроений

Nein, das ist kein Aprilscherz: Ich kann mich in der ganzen Zeit, die ich hier in Sibirien bin - immerhin schon 231 Tage, kaum an fünf Tage ohne Sonnenschein erinnern!
Das Krasnojarsker Zentrum aus dem Nordosten. Der "See" im Vordergrund ist der Jenisseij.
Im Gedächtnis fest verankert haben sich ein Tag anfang Januar, als es den ganzen Tag düster blieb bei ständigem Schneetreiben, und ein Tag vor etwa zwei Wochen, als es fast ganztägig regnerisch blieb, ohne wirklich nass zu sein. An diesem Tag hing der Himmel bis zum abend so tief, dass er mich mal an das Wetter in Deutschland erinnerte, bis am Abend doch noch die Sonne siegte und triumphierend durch die dicken Wolken brach.
Den Galliern fällt der Himmel auf den Kopf
Heute ist es - natürlich - wieder von morgens bis abends sonnig. Der Himmel steht so hoch, dass man glaubt, unter einer riesigen azurnen Kuppel zu stehen, da nicht ein Wölkchen weit und breit zu sehen ist und auch kein Wind weht. Auf dem Weg in meine Leib- und Magenstolowaja fielen mir darüber die Gallier ein. Was ist die größte Furcht der Helden rund um Aterix und Obelix? Die Römer? Pah, die wollen doch nur spielen. Nein, sie haben Angst, dass ihnen der HImmel auf den Kopf fällt und das völlig zu recht! Diese Erkenntnis ist mir aber erst hier gekommen, denn erst jetzt weiß ich, was man unter einem weiten und einem niedrigen Himmel versteht.
Blick auf die Tatischewa-Insel und die Neustadt im Hintergrund.
So wie Sibirien selbst mit seinen riesigen Wäldern in der Taiga, den ausgedehnten Steppen im Südwesten und der oft lebensfeindlichen Tundra so ist hier auch der Himmel endlos.