Samstag, 29. Dezember 2012

Дед Мороз и Снегурочка

Bekanntlich wird in Russland Weihnachten nicht wirklich gefeiert. Zwar gehen eine Handvoll gläubiger orthodoxer Christen am 07. Januar in die Kirche, aber seit Weihnachten von den Sowjets als religiöses Fest verboten wurde hat es sich bis heute nicht mehr etabliert. Anstelle des Weihnachtsmannes haben die Russen ihren "Дед Мороз" (Väterchen Frost), der von seiner Enkelin "Снегурочка" (Schneeflöckchen) begleitet wird. Und ich habe heute die einzig wahre, lebende Снегурочка gesehen!
Die Tische biegen sich (fast)
Wir haben heute, nach Ende der letzten Schulstunde vor den Ferien, die Neujahrsfeier des Kollegiums in unserer Stolowaja gefeiert. Solch eine Kollegiumsfeier ist in Russland etwas völlig anderes als in Deutschland, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht. Alle sitzen an einer reich gedeckten Tafel, schwatzen, essen und trinken. Zwischendurch werden jedoch immer wieder von verschiedenen Seiten spontane Toasts ausgegeben oder sonstige humorvolle Redebeiträge geboten. Immer wieder wird das Mahl mit richtig tollen und zumeist sehr lustigen Programmpunkten unterbrochen - da wird dann Theater gespielt, getanzt, gesungen, oder auch ab und zu ein laanges Gedicht rezitiert und ...
Väterchen Frost und Schneeflöckchen
Irgendwann rufen alle aus voller Kehle nach "Дед-Мо-роз-Сне-гу-роч-ка", bis diese beiden sich bequemen zu erscheinen: Väterchen polternd und Schneeflöckchen mit grazilen Tippelschritten. Und dann stand sie vor uns! Eine junge Kollegin, die ich zumindest vom Sehen her ganz gut kenne, hatte sich in ein leuchtend blaues Kostüm mit einer ebensolchen Pelzmütze gekleidet und verkörperte damit wie keine zweite die kleine Enkelin des alten Herrn.
Wer ist denn nun dieses Väterchen Frost?

Wie der Name schon andeutet, verkörpert Дед Мороз den Winter, und das schon seit langer Zeit, im russischen Märchen. Nachdem die Sowjets den Menschen in Russland nicht nur die Religion sondern auch die gesamte damit zusammenhängende Symbolik wegnahmen, musste ein Ersatz her. Da bediente man sich des alten Märchens, in dem der Alte in einen blau-weißen Mantel (!) gekleidete Mann mit seinem Enkeltöchterchen winterliche 
Abenteuer erlebt. Väterchen Frost durchstreift die verschneiten Wälder in seiner "Troika", einem Pferdeschlitten mit drei nebeneinander vorgespannten Pferden, und führt dabei ein langes Zepter mit, das alles, was es berührt, zu Eis erstarren lässt.
Nicht erst im 20. Jahrhundert entstanden, hat diese Geschichte und damit Väterchen Frost seinen Durchbruch erst nach der Oktoberrevolution 1917 und dann später in vielen anderen slawischen Ländern Osteuropas. Heute wird diese Tradition in den katholischen Ländern Osteuropas jedoch wieder durch den klassischen Weihnachtsmann zurückgedrängt, und auch der russische Дед Мороз tritt immer öfter im roten Mantel wie der westliche Nikolaus auf.

Weihnachtsgeschichte mal anders
Und nochmal: Snjegurotschka!
Für mich war heute nicht der auch bei uns rot gekleidete Vater Frost (auch dargestellt von einem Kollegen), sondern die das Schneeflöckchen in Perfektion verkörpernde Kollegin eine Offenbarung. Wie war das schön, als sich die beiden dann zu uns setzten und mitfeierten...
 Und wenn sie nicht nach Hause gegangen sind, dann feiern sie noch immer!

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