Freitag, 15. Februar 2013

Bоздействие метеорита

Hey, es wird hier wirklich nie langweilig! Da habe ich schon zwei Erdbeben erlebt und jetzt - vor wenigen Stunden ist hier in Sibirien ein Meteorit oder ein Meteoritenschauer niedergegangen, bei dessen Esxplosion etwa 1000 Menschen verletzt wurden.  Amateurvideos (tagesschau.de) zeigen einen weißglühenden Himmelskörper, der mit 
hoher Geschwindigkeit auf die Erde zurast. Die folgenden Zerstörungen von Fenstern etc. führen bei den sich in der Nähe aufhaltenden Menschen zu Verletzungen. Und all das passiert auch noch an dem Tag, an dem der Asteroid "2012 DA14" bei uns vorbeikommen will!
Welch ein Glück, dass ich nicht in der Nähe war, denn Tscheljabinsk ist fast 3.000 Kilometer von Krasnojarsk entfernt - aber es ist schon in Sibirien. Und wo doch die Nachrichten vor einigen Wochen von Rekordkälte "in Sibirien" berichtet hat, dachte ich mir eben, dass ich das auch mal machen könnte: über ganz Sibirien in einem Satz reden!

Wie war das lustig, als ich vor einigen Wochen Anfragen bekam, ob wir auch -60°C haben. Dann versuchte ich den Leuten zu erklären, dass diese Temperaturen nur im äußersten Nordosten erreicht wurden und dass -60°C dort nichts derart außergewöhnliches sind.
Laut Spiegel "in Sibirien"
Man hört ja auch keinen "Europawetterbericht", in dem mit einem Satz das Wetter am Nordkap und auf Gibraltar abgehandelt wird, was so ungefähr der Nord-Süd-Ausdehnung des Gebietes Krasnojarsk entspräche, also nicht einmal annähernd die Größe Sibiriens umfasst.
Der "Russlandexperte"?
Liebe Deutsche,
wenn euch wieder einmal ein deutscher "Experte" etwas über "Russland als Ganzes" erzählen will, dann macht einfach den Ton aus. Ihr verpasst mit Sicherheit nichts Wichtiges, ihr entgeht höchstens dem Versuch, euer Hirn mit soviel Dreck zuzustopfen, dass das selbständige Denken eingestellt werden muss.
Russland ist einfach zu groß für solch kurze Kommentare!

Mittwoch, 13. Februar 2013

Сибирский региональный финал "Lesefuchs"

Verpflegung im Zug
Ich habe ein Problem: Was schreibt man, wenn sich wichtige Ereignisse wiederholen, ich mich aber nicht wiederholen will? Wiederholt hat sich an diesem Wochenende für mich das Regionalfinale im "Lesefuchs"-Wettbewerb in Nowosibirsk, und ich weiß nicht so recht, was ich jetzt Neues dazu schreiben kann. Dabei ist doch Vieles ganz anders verlaufen! Mein Schützling hieß in diesem Jahr nicht Katja sondern Olesja. Auch die zu besprechenden Bücher waren ganz andere, und sogar das ganze Verfahren zur
Bahnhof in Mariinsk
Ermittlung der sibirischen Lesefüchsin sah anders aus. Zudem trafen wir uns in diesem Jahr nicht im "Deutschen Haus" sondern im Gymnasium Nr. 1. Aber fangen wir von vorn an:
Wir fuhren am Freitag schon um 10:00 Uhr in Krasnojarsk los und sahen also einer furchtbar langweiligen, zwölfstündigen Tagfahrt entgegen. Olesja war aber bisher noch nie mit der Transsib aus der Stadt herausgekommen und so war ihre staunende Begeisterung über die endlosen Birkenwälder und den auf dem Lande weißen Schnee eine willkommene Abwechslung. Ebenso herrlich war es dann zu beobachten, wie sich Olesja über die fremde Stadt und das Hotel freute. Schon allein deshalb hatte sich diese Fahrt gelohnt.
Kleine russische Namenskunde
Am Samstagmorgen trafen wir uns dann im Gymnasium Nr. 1 in Nowosibirsk zum Wettbewerb. Zusammengekommen waren acht Schülerinnen im Alter zwischen 14 und 18 Jahren aus ganz Sibirien. Und ich hatte die Pflicht, diese zwei Ausscheidungsrunden zu moderieren. So sollten sich in der ersten Runde alle erst einmal vorstellen und Stellung nehmen zu den zentralen Problemen, die in den diesjährigen Lesefuchs-Büchern behandelt werden. Direkt im Anschluss unterhielten wir uns über die Titelbilder der Romane und konnten so in gebotener Kürze den Inhalt zusammenfassen. Schon in dieser ersten Runde tat sich ein 14-jähriges Mädchen aus dem westsibirischen Omsk mit ihrer Sprachbegabung und ihren sehr tiefen Gedanken hervor.
Dieser erste Eindruck bestätigte sich in der zweiten Runde nach einer kurzen Pause. Diskutiert wurden hier unter Bezug auf Einzelheiten der Bücher Thesen, die zum Teil recht provozierend waren. Besonderen Anklang fand erwartungsgemäß die These zur Darstellung der Russen in den deutschen Büchern. In jedem Jahr taucht in mindestens einem der Bücher mindestens ein Russe auf, wird aber immer derart klischeehaft überzeichnet, dass sie geradezu austauschbar sind:
Spaß hatten wir reichlich.

Die Russen in den Büchern sind hochintelligent und mutig, aber irgendwann gescheitert und haben deshalb Alkoholprobleme! Warum glaubt man in Deutschland, dass "der Russe" ein Wodkasäufer ist? Lebt es sich mit diesem Vorurteil nur einfacher oder kann es als Rechtfertigung für die eigenen Alkoholexzesse herhalten? Meine Beobachtungen hier - ich hatte es schon einmal gesagt - gehen in die entgegengesetzte Richtung. Gerade in jugendlichen Kreisen ist Alkoholkonsum und sogar -missbrauch in vielen Teilen Deutschlands gang und gäbe, während viel meiner hiesigen Schüler nicht einmal ein Glas Sekt zum Jahreswechsel anrühren würden.
Siegerinnen waren sie alle. Das Mädel im blaugrünen Shirt (3.v.r.) fährt nach Moskau.
Nach dem Wettbewerb im Cafe.
Viel Schee!!!
Spannend war der Diskurs allemal, nur leider fehlte uns die Zeit für eine wirklich tiefgreifende Diskussion, so dass wir schon zeitig abbrechen mussten. Dann kam der für die Teilnehmerinnen spannendste Teil der Veranstaltung: die Bekanntgabe der Siegerin. Für mich wenig überraschend war die Wahl recht deutlich auf Polina aus Omsk gefallen, weil das Mädchen fast alle mit ihren sehr guten Beiträgen überzeugt hatte.
Viel Erfolg, liebe Polina, und zeig den Europäern, dass der sibirische Bär nicht nur brummt und ziellos durch die Taiga tapert!

Sonntag, 3. Februar 2013

Русские художники: Дед Мороз

Väterchen Frost ist ein launischer Gesell, hier in Russland fast ebenso wie in Deutschland. Nun, es ist nicht ganz so schlimm in Sibirien wie in Europa, wo der alte, weißbärtige Mann nur gelegentlich vorbeischaut und sich, um ein wenig Schrecken zu verbreiten, mit Onkel Wind und Tante Feuchtigkeit verbünden muss; auch hat hier das Väterchen Frost immer seine Nichte, das kleine Schneeflöckchen, dabei, und beide lassen sich wohlig nieder.
Nachdem der strenge Frost über Sibirien mit Temperaturen um die -40°C schon im Dezember und damit eigentlich zu früh hereinbrach, hat das Väterchen Frost im Januar, also zu einer Zeit, da es eigentlich richtig kalt sein sollte, ein paar Tage Urlaub gemacht. Die Folge des Tauwetters in der kurzen "Hitze"periode waren total vereiste und hässlich grau-schwarze Straßen und Wege.
Nun sind sie wieder da, der alte Mann und seine Nichte. Die Straßen sind nicht gerade "vom Eise befreit", aber die Glätte ist unter Schnee verborgen. Und die hässliche Schwärze ist wieder vom jungfräulichen Weiß übertüncht.
Kein Wunder also, dass in dieser Landschaft das alte Väterchen Frost zum Künstler wird und alles, Menschgemachtes und Natur, mit seinen Kunstwerken veredelt. Bäume und Büsche sind von niedlichen weißen Eiskristallen eingehüllt wie in ein Brautkleid. Der König Jenissej hat viel von seiner Energie eingebüßt und
fließt nur ganz träge dahin, während über ihm wieder einmal schwere Nebel wabern und ihre Färbung zwischen Blaugrau im Schatten und Hellgelb in der Sonne wechseln. Brückengeländer und andere Stahlgerüste sind ihrer glatten (fast möchte man sagen 'langweiligen') Oderfläche beraubt und haben damit auch ihre emotionslose Farbe gewechselt...
Nicht, dass ich wirklich Ahnung hätte, aber mir scheint unter allen russischen Bildhauern Väterchen Frost der Größte zu sein - mögen es mir die Amokows, Galotschkins, Mjassojedows,Trubetzkojs und all die anderen verzeihen!