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Verpflegung im Zug |
Ich habe ein Problem: Was schreibt man, wenn sich wichtige Ereignisse wiederholen, ich mich aber nicht wiederholen will? Wiederholt hat sich an diesem Wochenende für mich das Regionalfinale im "Lesefuchs"-Wettbewerb in Nowosibirsk, und ich weiß nicht so recht, was ich jetzt Neues dazu schreiben kann. Dabei ist doch Vieles ganz anders verlaufen! Mein Schützling hieß in diesem Jahr nicht Katja sondern Olesja. Auch die zu besprechenden Bücher waren ganz andere, und sogar das ganze Verfahren zur
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Bahnhof in Mariinsk |
Ermittlung der sibirischen Lesefüchsin sah anders aus. Zudem trafen wir uns in diesem Jahr nicht im "Deutschen Haus" sondern im Gymnasium Nr. 1. Aber fangen wir von vorn an:
Wir fuhren am Freitag schon um 10:00 Uhr in Krasnojarsk los und sahen also einer furchtbar langweiligen, zwölfstündigen Tagfahrt entgegen. Olesja war aber bisher noch nie mit der Transsib aus der Stadt herausgekommen und so war ihre staunende Begeisterung über die endlosen Birkenwälder und den auf dem Lande weißen Schnee eine willkommene Abwechslung. Ebenso herrlich war es dann zu beobachten, wie sich Olesja über die fremde Stadt und das Hotel freute. Schon allein deshalb hatte sich diese Fahrt gelohnt.
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Kleine russische Namenskunde |
Am Samstagmorgen trafen wir uns dann im Gymnasium Nr. 1 in Nowosibirsk zum Wettbewerb. Zusammengekommen waren acht Schülerinnen im Alter zwischen 14 und 18 Jahren aus ganz Sibirien. Und ich hatte die Pflicht, diese zwei Ausscheidungsrunden zu moderieren. So sollten sich in der ersten Runde alle erst einmal vorstellen und Stellung nehmen zu den zentralen Problemen, die in den diesjährigen Lesefuchs-Büchern behandelt werden. Direkt im Anschluss unterhielten wir uns über die Titelbilder der Romane und konnten so in gebotener Kürze den Inhalt zusammenfassen. Schon in dieser ersten Runde tat sich ein 14-jähriges Mädchen aus dem westsibirischen Omsk mit ihrer Sprachbegabung und ihren sehr tiefen Gedanken hervor.
Dieser erste Eindruck bestätigte sich in der zweiten Runde nach einer kurzen Pause. Diskutiert wurden hier unter Bezug auf Einzelheiten der Bücher Thesen, die zum Teil recht provozierend waren. Besonderen Anklang fand erwartungsgemäß die These zur Darstellung der Russen in den deutschen Büchern. In jedem Jahr taucht in mindestens einem der Bücher mindestens ein Russe auf, wird aber immer derart klischeehaft überzeichnet, dass sie geradezu austauschbar sind:
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Spaß hatten wir reichlich. |
Die Russen in den Büchern sind hochintelligent und mutig, aber irgendwann gescheitert und haben deshalb Alkoholprobleme! Warum glaubt man in Deutschland, dass "der Russe" ein Wodkasäufer ist? Lebt es sich mit diesem Vorurteil nur einfacher oder kann es als Rechtfertigung für die eigenen Alkoholexzesse herhalten? Meine Beobachtungen hier - ich hatte es schon einmal gesagt - gehen in die entgegengesetzte Richtung. Gerade in jugendlichen Kreisen ist Alkoholkonsum und sogar -missbrauch in vielen Teilen Deutschlands gang und gäbe, während viel meiner hiesigen Schüler nicht einmal ein Glas Sekt zum Jahreswechsel anrühren würden.
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Siegerinnen waren sie alle. Das Mädel im blaugrünen Shirt (3.v.r.) fährt nach Moskau. |
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Nach dem Wettbewerb im Cafe. |
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Viel Schee!!! |
Spannend war der Diskurs allemal, nur leider fehlte uns die Zeit für eine wirklich
tiefgreifende Diskussion, so dass wir schon zeitig abbrechen mussten. Dann kam der für die Teilnehmerinnen spannendste Teil der Veranstaltung: die Bekanntgabe der Siegerin. Für mich wenig überraschend war die Wahl recht deutlich auf Polina aus Omsk gefallen, weil das Mädchen fast alle mit ihren sehr guten Beiträgen überzeugt hatte.
Viel Erfolg, liebe Polina, und zeig den Europäern, dass der sibirische Bär nicht nur brummt und ziellos durch die Taiga tapert!